Neben den Fischfabriken findet man im Viertel der Fischverarbeitung an einer von Arkaden gesäumten Straße (Cardo de las Columnas) auch Wohn- und Verwaltungshäuser wie das Haus des Sonnenquadranten und das Westhaus. Hier lagen vermutlich die Verwaltungs- und Handelskontore und auch die Wohnbereiche der Fabrikeigentümer.
Das Westhaus (Domus del Oeste) stammt aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. und besaß zur Straße hin Ladengeschäfte, in denen vermutlich die Produkte verkauft und gelagert wurden, die in der im hinteren Bereich des Gebäudekomplexes liegenden Fischmanufaktur hergestellt wurden. Die Räume des Wohnbereichs gruppierten sich dabei um einen großen Peristylhof. In späterer Zeit, als offenbar die Fabrik vergrößert wurde, trennte man den nördlichen Teil des Wohnbereichs ab, um weitere runde Fischbecken in den Boden einzulassen.
Das gegenüberliegende etwa 28 x 20 Meter große Haus des Sonnenquadranten (Domus del Cuadrante Solar) stammt aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. und wurde bis mindestens ins 3. Jahrhundert n. Chr. hinein genutzt. Auch hier handelte es sich wohl um ein Wohn- und Handelsgebäude, in dem die meisten der um einen Peristylhof gruppierten Räume mit Stuck und Wandgemälden verziert waren. Anhand der aufgefundenen Reste der Wandbemalungen mit teilweise erotischen Motiven könnte man aber auch annehmen, dass es zumindest zeitweise als Bordell (lupanar) gedient hat. Der Name des Hauses geht auf den Fund eines aus Marmor gefertigten Sonnenquadranten hervor, die als Kopie im Museum zu besichtigen ist.
Die Fischfabriken (cetaria), denen die Stadt ihren Wohlstand verdankte, bestanden mindestens vom 1. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr., obwohl bereits seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. in kleinerem Maßstab Fisch verarbeitet wurde. Ihre größte Blütezeit verzeichneten sie im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr., als in den zwischen 80 und 200 qm großen Fischfabriken die Fischtanks ein gesamtes Fassungsvermögen von etwa 90.000 Litern erreichten! Neben den Tanks, in denen sowohl Fisch zur Haltbarmachung eingesalzen als auch Fischsauce (garum) hergestellt wurde, gab es Brunnen, Frischwasserzuläufe, Räume, in denen die Fische ausgenommen und für die Weiterverarbeitung vorbereitet wurden und Lager- bzw. Verwaltungsräume.
Lage: Factorías de salazón, Conjunto Arqueológico Baelo Claudia, Ensenada de Bolonia, 11380 Tarifa (auf dem Gelände des Archäologischen Ensembles von Baleo Claudia)