Kastell Traismauer (Augustianis)

Römische Provinz: Noricum

Das muss man gesehen haben!

In der heutigen Altstadt von Traismauer kann man noch gut den Straßenraster der römischen Lagerstraßen erkennen. Teile der Befestigungsanlagen sind noch in den Resten der Südostecke der mittelalterlichen Stadtmauer und des Burgus im Schloss Traismauer zu finden.

Das Auxiliarkastell Augustianis wurde in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zunächst als Holz-Erde-Kastell errichtet und beherbergte eine Reitereinheit von etwa 500 Reitern, die vermutlich der Ala I Hispanorum Auriana angehörten. Nach der Zerstörung durch ein Feuer wurde dann Ende des 1. Jahrhunderts ein neues Holz-Erde-Kastell errichtet.

Ein Inschriftenstein belegt den Bau des ersten, etwa 3,75 ha großen Steinkastells um das Jahr 140 n. Chr., in dem nun mit der Ala I Augusta Thracum eine berittene Auxiliareinheit mit ca. 500 Reitern stationiert war. Um 170 n. Chr. wurde das Kastell nach den Markomanneneinfällen durch Mauern und Türme verstärkt, in den folgenden Jahrhunderten auf ca. 4,1 ha vergrößert und die Befestigungsanlagen verstärkt.

In der Spätantike wurde die Anzahl der Soldaten stark reduziert und ihr Standort in ein Restkastell (burgus) in der Nordwestecke verlegt, während die Zivilbevölkerung innerhalb des befestigten Kastellareals siedelte. Nach der Zerstörung durch einen Brand im späten 4. oder frühen 5. Jahrhundert n. Chr. verließen nach den inzwischen abgezogenen Soldaten nun auch die meisten der restlichen Einwohner das Kastell.

Erst im 8. Jahrhundert n. Chr. erfolgte eine erneute Neubesiedlung des Ortes, der nun Treisma genannt wurde. Teile der römischen Kastellumwehrung wurden dabei in die mittelalterliche Stadtmauer integriert und sind auch heute noch sichtbar. So bildete das mit zwei mächtigen Hufeisentürmen flankierte Römer- oder Wienertor das Osttor des Kastells und auch der hufeisenförmige Hunger- oder Reckturm gehörte zur Kastellbefestigung. Vom römischen Stabsgebäude (principia) wurden unter der heutigen Stadtpfarrkirche Fundamentreste gefunden und ausgegraben.

In der südöstlichen Lagerecke sind noch die Bruchsteinfundamente des römischen Fächerturms aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. zu sehen, der auch im Mittelalter zur Stadtbefestigung gehörte. Die heute sichtbare und aus Ziegelsteinen errichtete Mauer wurde erst im 17. Jahrhundert zum Schutz vor den Türkeneinfällen etwas außerhalb der ursprünglichen römischen Mauern gesetzt.

Das Stadtschloss von Traismauer wurde auf den Fundamenten des römischen Burgus aus dem 4. bis 5. Jahrhundert errichtet. Hiervon finden sich noch Reste des Mauerwerks. Im Innenhof des Schlosses sind römische Grabsteine und Bauteile ausgestellt, darunter auch die Weiheinschrift für den Bau des Kastells zur Zeit des Kaisers Antoninus Pius (ca. 140 n. Chr.).

Auf dem eigens angelegten Kulturweg „Sprechende Römer“ kann man heute auf einem etwa gut einstündigen und etwa 3,5 km langen Spaziergang an 5 Stationen die wichtigsten Punkte der römischen Sehenswürdigkeiten verbinden. An jeder Station erfährt man dabei von sprechenden römischen Figuren – ein Senator, Legionäre, ein Wachsoldat und eine römische Familie – Interessantes über die römische Geschichte des Kastells Augustianis.

Die Reste der Kastellmauern und Türme sind von außen jederzeit frei zugänglich. Die Tourismusinfo im Schloss ist von April bis Oktober täglich nachmittags geöffnet. Nach Voranmeldung können in der Tourismusinfo auch Stadtführungen und Besuche der Unterkirche von St. Ruprecht gebucht werden. Die Gemeinde Traismauer bietet zudem auch beispielsweise für Schulen einen „Römerprojekttag“ mit geführtem Stadtrundgang und Römerwerkstatt an.

Lage:
Burgus: im Schloss Traismauer, Hauptplatz 1, 3133 Traismauer
Südostecke der Stadtmauer: Bahnhofstraße/Ecke Alter Schulweg, 3133 Traismauer

Link: www.traismauer.at