Kulturweg Favianis Mutaren Mautern

Römische Provinz: Noricum

Das muss man gesehen haben!

Von den Mauern des römischen Kastells sind heute noch große Teile der Westseite erhalten, die in die mittelalterliche Stadtmauer integriert wurden. Sie gehören zu den heute besterhaltenen römischen Kastellmauern in Österreich. Auf einem Rundweg mit 8 Stationen folgt man den Spuren, die die Römer, der Hl. Severin und die Nibelungen hinterlassen haben.

Das Castellum Favianis (auch Castra Faviana) wurde vermutlich als eines der ersten Kastelle an der Donau um 70 n. Chr. als ca. 1,75 ha kleines Holz-Erde-Lager für eine rund 500 Mann starke berittene Auxiliareinheit (ala) gegründet und bewachte einen wichtigen Donauübergang. Um 120 n. Chr. wurde dieses Lager durch einen neues Steinkastell ersetzt, in der auf rund 3 ha Fläche eine größere Reitereinheit (Cohors I Ubiorum) mit ca. 1000 Mann stationiert war. Der ab etwa 130 n. Chr. hier stationierten Cohors II Batavorum folgte um 140 n. Chr. die Cohors I Aelia Brittonum Millaria. Während der Markomannenkriege wurden Kastell und Siedlung um 180 n. Chr. zerstört, aber danach wieder aufgebaut.

Nach mehreren Umbauphasen wurde um 300 n. Chr. die Legio I Noricorum stationiert und Favianis zudem Stützpunkt von Patrouillenbooten der Donauflotte. Mitte des 4. Jahrhunderts erfolgte eine Vergrößerung des Kastells auf eine Fläche von 5,25 ha Richtung Norden zur Donau hin und es wurden zur stärkeren Befestigung zusätzlich hufeisenförmige Zwischentürme und Ecktürme (Fächertürme) errichtet.

Im 5. Jahrhundert n. Chr. zog sich die inzwischen stark reduzierte Garnison in ein ca. 30 × 21 m großes Restkastell (burgus) im Nordteil des Kastellareals zurück, während die Bevölkerung innerhalb des Kastellareals siedelte. Etwa zur gleichen Zeit, um 450 n. Chr. gründete Severin von Noricum in der Nähe ein Kloster, in dem er im Jahr 482 n. Chr. auch stirbt. Er half der zunehmend von eindringenden Germanentruppen (Ostgoten) bedrängten Bevölkerung, sich zu verteidigen und wirkte auch Wunder. Sein Leben wurde 511 n. Chr. von Eugippius, einem seiner Begleiter, in der Vita Severini aufgeschrieben. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts zogen die letzten Soldaten Roms dann endgültig ab und auch die Bevölkerung verließ das Kastellareal größtenteils.

Erst im frühen Mittelalter wurde das Areal wieder besiedelt und diente im 9. Jahrhundert n. Chr. als Zollstation am Donauübergang. Aus der Bezeichnung des Ortes als civitas mutarensis (Siedlung der Mauteinnehmer) entstand der heutige Name. Um 1200 n. Chr. wird Mutaren sogar im Nibelungenlied als Maut- und Zollstation erwähnt.

Heute ist das Kastellareal zwar fast komplett überbaut, die Umrisse sind jedoch noch gut sichtbar und auch noch teilweise in den heutigen Straßenverläufen erkennbar. Im westlichen Teil der Altstadt wurden Teile der römischen Befestigungen aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. in die mittelalterliche Stadtbefestigung integriert. Neben einem langen Stück der Kastellmauer sind hierbei der noch rund 10 Meter aufragende westliche Hufeisenturm, der westliche Fächerturm und der Kastellgraben besonders gut erhalten. Auch Reste der südlichen Kastellmauer, heute Bestandteil der Mauer der Margaretenkapelle, und die Grundmauern des östlichen Hufeisenturms im Keller des Nikolaihofes sind heute noch sichtbar. Von den Kastelltoren sind nur noch die Reste des Nordtors sichtbar, dessen Schwellenstein heute vor dem Römermuseum liegt. Es handelte sich aber wohl um eines der Nebentore des Kastells, das Haupttor lag wohl im Süden.

Die Innenbebauung des Kastells ist heute zwar teilweise bekannt, aber inzwischen komplett überbaut. Das Stabsgebäude (principia) lag etwa dort, wo die Kremser Straße auf die Melker Straße trifft. Auch von der Zivilsiedlung (vicus), die an der Süd-, West- und Ostseite des Kastells anschloss und rund 4- bis 5-mal größer als das Kastellareal war, ist heute kaum mehr etwas vorhanden. Während der Blütezeit von Favianis im 2. Jahrhundert n. Chr. lebten hier jedoch ca. 4.500 Menschen.

Diese Reste aus der Römerzeit, die Spuren des Hl. Severin und auch des mittelalterlichen Mutaren bis in die heutige Zeit kann man auf dem Kulturweg „Favianis Mutaren Mautern“ auf einem etwa 1stündigen Rundweg auf folgenden 8 Stationen entdecken:
Station 1: Die Römer kommen (Favianis 15 v. Chr.)
Station 2: Das Leben an der Grenze (Favianis 350 n. Chr.)
Station 3: Frühes Christentum in Mautern (Favianis 400 n. Chr.)
Station 4: Der Heilige Severin (Favianis 500 n. Chr.)
Station 5: Wirtschaft in Mautern (Mautern seit 1700 n. Chr.)
Station 6: Mautern, die Stadt der Heldensagen (Mutaren 1200 n. Chr.)
Station 7: Folter und Rechtsprechung (Mutaren 1300 n. Chr.)
Station 8: Die Römer gehen (Favianis 476 n. Chr.)

Lage: Am Limes/Aggsteiner Straße, 3512 Mautern an der Donau, Österreich (Startpunkt am Parkplatz an der Römerhalle)

Link: www.mautern-donau.at