Amphitheater Militärstadt Carnuntum

Römische Provinz: Pannonia Superior

Das Amphitheater war Teil der Militärstadt des Legionslagers Carnuntum und war für militärische Zwecke und zur Unterhaltung der Soldaten bestimmt. In der Lagerstadt selbst gab es neben den Wohngebäuden der Soldatenfamilien, Werkstätten und Händlerhäusern auch den Statthalterpalast, einen Übungsplatz, einen Tempelbezirk und eine Thermenanlage.

Bereits um das Jahr 6 n. Chr. errichtete Kaiser Tiberius in der Gegend von Carnuntum ein befestigtes Winterlager, das zwischen 41 und 54 n. Chr. unter Kaiser Claudius zu einem etwa 3,4 Hektar großen stationären Holz-Erde-Lager ausgebaut wurde, in dem die Legio XV Apollinaris mit ca. 6.000 Mann stationiert war. Ab 70 n. Chr. wurde das Lager dann nach und nach durch Steinbauten ersetzt und auf 17,5 Hektar vergrößert. Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde unter Kaiser Domitian westlich des Lagers ein Auxiliarkastell für eine Reitereinheit von ca. 500 Mann errichtet. Auch die Militärstadt (canabae legionis) und das Amphitheater des Lagers stammen aus dieser Zeit.

Zwischen 103 und 107 n. Chr., nach der Teilung Pannoniens unter Kaiser Trajan, wurde Carnuntum zum Sitz des Statthalters der Provinz Oberpannonien (legatus Augusti pro praetore), dessen Palast sich ebenfalls in der Lagerstadt befand. Ab 114 n. Chr. bis zum Ende der römischen Anwesenheit war die Legio XIIII Gemina hier stationiert und Carnuntum wurde zu einem der wichtigsten Legionsstandorte der nördlichen Provinzen.

In Carnuntum fanden auch weitere wichtige Ereignisse statt, wie z.B. der Aufenthalt des Kaisers Marc Aurel während der Markomannenfeldzüge zwischen 171 und 173 n. Chr. oder 193 n. Chr. die Ausrufung von Septimius Severus zum Kaiser durch die pannonischen Truppen. 308 n. Chr. fand hier der Kaiserkongress statt und in der Spätantike wurde Carnuntum zudem Standort der Donauflotte. Unter Kaiser Valentinian I. lag hier 375 n. Chr. noch ein letztes Mal die zentrale Operationsbasis im Krieg gegen Quaden und Sermaten, bevor ein langsamer Niedergang in der gesamten Region einsetzte und das Lager im Laufe des 5. Jahrhunderts endgültig aufgegeben wurde.

Die Militärstadt (canabae legionis) erstreckte sich an 3 Seiten des Kastells und besaß eine Gesamtfläche von ca. 120 Hektar. Heute ist von den Gebäuden der Lagervorstadt nur noch das Amphitheater sichtbar. Auch vom Legionslager (castra) ist heute oberirdisch nichts mehr vorhanden, nur die Lage der Feldwege lässt noch Teile des Umrisses erkennen. Südwestlich des Lagers befand sich ein Übungs- und Exerziergelände (campus), auch die Lage des Palastes des Provinzstatthalters konnte westlich des Lagers an der Donau lokalisiert werden. Zudem wurden auf Luftbildern Gebäudeumrisse erkannt, die als Therme und Kultbezirke interpretiert werden können.

Das nordwestlich des Legionslagers gelegene Amphitheater wurde um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zunächst als Holzkonstruktion und um 70 n. Chr. als Steinkonstruktion neu errichtet. Die heutige Form mit einem Außenmaß von ca. 97 x 76,6 Metern, einer etwa 71,7 x 44 Meter großen Arena und Zuschauertribünen mit Holzsitzreihen erhielt es in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts. Es bot Platz für ca. 8.000 Personen und wurde zur Unterhaltung der Soldaten mit Gladiatorenspielen (munera) oder Tierhatzen (venationes), aber auch für Kampf- und Reiterübungen oder als Exerzierplatz genutzt.

Am westlichen Hauptzugang lagen Tierkäfige (carcer) und ein Nemesis-Heiligtum (nemeseum) – von hier aus betraten die Gladiatoren und auch die wilden Tiere die Arena. Auf der gegenüberliegenden Seite lag ein weiterer Zugang. An der Südseite gab es eine Ehrenloge (pulpitum), in der vielleicht der Statthalter die Spiele verfolgte, und auf der gegenüberliegenden Seite eine kleinere Loge für nicht ganz so wichtige Würdenträger. In der Mitte der Arena lag ein gemauertes Wasserbecken, dessen Funktion noch unklar ist, das aber vielleicht für die Reinigung und Entwässerung des Kampfplatzes errichtet wurde.

Ein Teil der Sitzreihen wurde heute mithilfe eines Stahlgerüsts rekonstruiert, dessen Außenfassade mit großflächig bedruckten Planen die antike Optik anschaulich visualisiert. Eine interessante Multimedia-Ausstellung „Gladiatoria Carnuntina – Welt der Arena“, die sich im hinteren Bereich des Kassenhäuschens befindet, erzählt anhand von Originalfunden und Spielszenen vom Alltag der Gladiatoren.

Das Amphitheater der Militärstadt ist von Mitte März bis Mitte November täglich geöffnet. Das Kombiticket ist neben dem Amphitheater der Militärstadt auch gültig für das Römische Stadtviertel und das Museum Carnuntium. Es finden in der Arena auch heute noch Veranstaltungen, Gladiatorenkämpfe oder Sommercamps statt.

Lage: Amphitheater Militärstadt, Wiener Straße 52, 2405 Bad Deutsch-Altenburg (direkt an der L167 zwischen Petronell-Carnuntum und Bad Deutsch-Altenburg)

Link: www.carnuntum.at/de/roemerstadt-carnuntum/amphitheater