Wie in allen römischen Städten üblich, lagen auch in Ostia die Nekropolen außerhalb der Stadtmauern. Die rund 60 Gräber entlang der nach Rom führenden Hauptstraße zeigen ein ungewöhnlich breites Spektrum unterschiedlichster in römischer Zeit üblicher Gräbertypen.
An der südlichen Seite der nach Rohm führenden Hauptstraße und – gemäß römischer Sitte – außerhalb der Stadtmauern, lag eine der Nekropolen von Ostia. Hier wurden bisher rund 60 Gräber entdeckt, die zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 3. Jahrhundert n. Chr. angelegt wurden. Neben prominenten Persönlichkeiten der Stadt wurden hier auch einfache Bürger Ostias, Beamte oder Freigelassene bestattet.
Bei gut der Hälfte der Gräber handelt es sich um Brandbestattungen aus der Zeit zwischen dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr., bei denen die Urnen (ollae) meist ohne besondere Kennzeichnung oder Inschriften direkt in die Erde oder in Gruben eingebettet wurden.
Erst in spätrepublikanischer Zeit, etwa um 80 v. Chr. bis etwa Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr., ging man dazu über, pompöse und repräsentative Grabmäler zu errichten, die die Bedeutung des Verstorbenen und seiner Familie darstellen sollten und oft bereits zu Lebzeiten gebaut wurden. Zur Straße hin erhoben sich daher meist mehrstöckige Rund- oder Altargräber, während die Urnen der Verstorbenen eher schlicht an der Rückseite des Grabmals begraben waren.
In der frühen Kaiserzeit kamen für kurze Zeit einfache rechteckige und über eine Leiter zugängliche Umfassungsgräber in Mode, in denen die Urnen versenkt wurden. Sie hatten eine Inschriftentafel an der Frontseite und waren vor allem bei Freigelassenen beliebt.
Noch während der Regierung von Kaiser Augustus wurden die Urnen dann in sogenannten Kolumbarien aufbewahrt. Diese bestanden meist aus einer Hauptgrabkammer, einem eigenen Verbrennungsplatz (ustrinum) und einem Vorraum mit Wandnischen, in die die Urnen gestellt wurden. Sie hatten eher soziale als repräsentative Bedeutung und gehörten oft einer Familie, die dort regelmäßige Totenmahle feierte, es gab allerdings auch Begräbniskassen, die solche Gemeinschaftskolumbarien finanzierten.
Ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. wurde die Körperbestattung üblich und die Toten wurden in Sarkophagen aus Marmor oder Terrakotta oder in unterirdischen Grabkammern beigesetzt.
Neben den Gräbern gab es in der Nekropole noch weitere Gebäude, in denen beispielsweise die Bestatter wohnten, aber auch Geschäfte, in denen man Zubehör für die Beerdigungsrituale bekam. Außerdem lagen hier auch Ställe und Unterkünfte (hospitium) für Reisende.
Die teilweise noch recht gut erhaltenen unterschiedlichsten Grabbauten in Ostia und die damit verbundenen Totenrituale und Bestattungsformen spiegeln heute noch gut die politische und gesellschaftliche Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte wider.
Lage: Necropoli Ostiense, Viale degli Scavi, Ostia Antica, 00119 Roma
Links: www.ostia-antica.org/dict/prnec/prnec.htm; www.ostiaantica.beniculturali.it/en/educational-panels/the-via-ostiensis-necropolis/the-via-ostiensis-necropolis