Der mamertinische Kerker wurde schon in frührömischer Zeit als Staatsgefängnis genutzt und ist wohl die älteste Todeszelle der Welt. Für die meisten der hier Eingekerkerten bedeutete es das sichere Todesurteil, denn sie wurden entweder gleich vor Ort oder öffentlich im Circus hingerichtet.
Am Fuß des Kapitols und in unmittelbarer Nähe zum Comitium und den Gerichten wurde wohl bereits im 7. oder 8. Jahrhundert v. Chr. eine Gefängniskammer in den Felsen geschlagen. Der darunterliegende Kerker wurde laut Legende im. 6. Jahrhundert v. Chr. unter der Herrschaft von Servius Tullius, dem 6. König von Rom, errichtet und nach ihm benannt.
Nach einer Verurteilung oder der öffentlichen Zurschaustellung in einem Triumphzug wurden die Gefangenen vom oberen Kerker (carcer) durch ein Loch in den unteren Kerker, das Tullianum, hinabgelassen. Wer hier eingesperrrt war, kam in den seltensten Fällen wieder auf freien Fuß, denn eine Inhaftierung mit späterer Freilassung war im römischen Strafrecht nicht üblich. Meist wurden die Gefangenen im Tullianum gefoltert und direkt vor Ort erdrosselt oder geköpft – wenn sie nicht im Colosseum oder Circus öffentlich hingerichtet wurden. Das Tullianum war praktischerweise mit der Cloaca Maxima verbunden, in die die Verbrecher nach ihrer Hinrichtung gleich „entsorgt“ werden konnten.
Der heute sichtbare untere Teil der Fassade stammt aus der frühen Kaiserzeit, während der sie laut einer Inschrift von den Konsuln Rufinus und Nerva erneuert wurde. Der Kerker wurde bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt. Der Name Carcer Mamertinus entstand erst in nachrömischer Zeit und bezieht sich möglicherweise auf einen in der Nähe befindlichen Tempel des Mars.
Zu den prominentesten Insassen des Kerkers gehören der numidische Usurpator Jugurtha, der Gallierfürst Vercingetorix, einige Mitglieder der Catilina-Verschwörung und die Apostel Petrus und Paulus. Letztere sollen während ihrer Inhaftierung mehrere Mitgefangene zum Christentum bekehrt und in einer wundersam entsprungenen Quelle getauft haben.
Der Ort der Einkerkerung der Apostel wurde angeblich bereits im 4. Jahrhundert n. Chr. in die Kirche San Pietro in Carcere umgewandelt und im 16. Jahrhundert darüber die heute noch genutzte Kirche San Guiseppe dei Falegnami (Hl. Josepf der Zimmermann) erbaut. Am Peter-und-Paul-Altar im Mamertinum ist ein auf dem Kopf stehendes Kreuz angebracht, das an den Kreuzigungstod des Hl. Petrus erinnern soll. An der Säule daneben waren die Apostel während ihrer Inhaftierung angeblich angekettet.
Der Mamertinische Kerker befindet sich außerhalb des Forums und kann täglich gegen Eintrittsgebühr besucht werden. Seit der Restaurierung im Jahr 2016 befindet sich im Kerker auch ein kleines Museum. Im Ticketpreis ist ein Audioguide inbegriffen.
Lage: Carcer Tullianum Museo, Clivo Argentario 1, 00186 Roma (der Zugang befindet sich auf der Treppe der Clivo Argentario)