Die unter den Kaisern Septimius Severus und Caracalla erbauten Thermen sind die zweitgrößten je in Rom errichteten und heute noch außergewöhnlich gut erhalten. Für ihren Bau wählten die im Volk eher unbeliebten Kaiser wohl bewusst ein eher ärmeres Stadtviertel, um den Plebs für sich zu gewinnen.
Zwischen dem Circus Maximus und dem Beginn der Via Appia Antica liegen die Caracalla-Thermen, die von Kaiser Septimius Severus bereits 206 n. Chr. geplant, aber erst von seinem Sohn, Kaiser Caracalla, zwischen 212 n. Chr. und 216 n. Chr. fertiggestellt wurden. Endgültig vollendet wurden sie allerdings erst 235 n.Chr. von ihren Nachfolgern. Sie waren zu dieser Zeit die größten öffentlichen Thermen Roms und wurden erst 306 n. Chr. von den Diokletiansthermen übertroffen. Man trug für ihren Bau sogar einen Teil des Aventinhügels ab und errichtete eigens eine neue Wasserleitung, die Aqua Nova Antoniniana.
Der in einem Park liegende Badekomplex hatte mit von 337 x 328 Metern Fläche gigantische Maße. Das 214 × 110 Meter große Badegebäude im Zentrum besaß bis zu 30 Meter hohe Räume und auf dem Gelände konnten sich gut 1500 Personen gleichzeitig aufhalten. Es kamen bis zu 6000 Besucher pro Tag und neben Garküchen und 2 Bibliotheken gab es hier auch das größte Mithräum Roms und wohl auch Bordelle. In den rund 50 Heizstellen wurden am Tag bis zu 10 Tonnen Holz verfeuert.
Das für eine Kaisertherme typisch symmetrisch angelegte Badegebäude besaß 2 Flügel. Über den Eingangsbereich eines jeden Flügels gelangte man zunächst in den Umkleideraum (apodyterium), an den je ein Sportplatz (palestra) und mehrere Schwitzbäder (laconia) anschlossen. Im darauffolgenden Heißbad (caldarium) mit 7 Heißwasserbecken vereinigten sich die Besucherströme wieder. Die Kuppel dieses Raumes war mit 35 Metern Durchmesser fast so groß wie die des Pantheon und sicher ein beeindruckender Anblick. Danach folgte das kleine Laubad (tepidarium) mit 2 Becken und schließlich ein riesiges, 58 x 24 Meter großes Kaltbad (frigidarium) mit 4 Kaltwasserbecken und Räumen für Massage, Maniküre, Haarentfernung und Friseure im Obergeschoss. Es gab mehrere Dampfschwitzbäder (sudatorium) und ein 50 × 22 Meter großes Hauptbecken (natatio) im Freien.
Alle Räume waren üppig ausgestattet mit Granitsäulen, Böden aus farbigen Marmor-Mosaiken, Wänden mit Glasmosaiken und reichlich Stuck und Fresken. Es gab künstliche Wasserfälle, Bronzespiegel, die das Sonnenlicht reflektierten, und Hunderte von Statuen und Skulpturen. Für einen reibungslosen Badebetrieb befand sich unter den Baderäumen ein Labyrinth von Heizkanälen, Wasserleitungen, Servicetunneln und Lagerräumen.
Die Thermen waren bis zu ihrer Zerstörung durch die Ostgoten 537 n. Chr. durchgehend in Gebrauch, verfielen jedoch danach und dienten als Steinbruch. In der Renaissance riss man dann sogar noch die prachtvollsten Mosaike heraus, um sie z.B. im Petersdom oder im Palazzo Farnese zu verbauen. Auch die Statuen, darunter auch der „Farnesische Stier“ oder der „Farnesische Herkules“, landeten während dieser Zeit in Sammlungen berühmter römischer Familien.
Zwischen 1824 und 1990 fanden hier systematische Ausgrabungen statt, so dass man heute noch einen guten Eindruck über die einstige Pracht erhält. Die Wände sind zum Teil noch bis zu 30 Meter Höhe erhalten und auch viele der Bodenmosaike sind noch vor Ort vorhanden. Trotz der Nähe zum Circus Maximus bleiben die Caracalla-Thermen vom Massentourismus noch größtenteils verschont.
Die Caracalla-Thermen sind täglich außer montags gegen Eintritt geöffnet, wobei das Mithräum nur zu besonderen Anlässen zu besichtigen ist. Gegen Gebühr kann man auch einen Audioguide oder eine VR-Brille leihen. Vor allem im Sommer finden in den Caracalla-Thermen beliebte Opern- und Konzertaufführungen statt.
Lage: Terme di Caracalla, Viale delle Terme di Caracella 52, 00153 Roma
Links: www.coopculture.it/en/poi/baths-of-caracalla; www.turismoroma.it/de/places/die-caracalla-thermen