Die Villa Arianna und der sogenannte „Zweite Komplex“ sind zwei auf einer Klippe oberhalb des Meeresufers gelegene luxuriöse Villen mit spektakulärem Blick auf die Bucht von Neapel. Sie waren mit erlesenen Fresken mit mythologischen Szenen und Mosaiken ausgestattet und sind bisher nur zu etwa einem Viertel ausgegraben.
Die aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. strammende Villa Arianna ist die älteste der Villen von Stabiae und wurde nach einem Fresko im Triklinium benannt, das die von Theseus auf Naxos zurückgelassene schlafende Ariadne zeigt. Die Villa liegt auf dem Varano-Hügel oberhalb des modernen Orts Castellammare di Stabia, knapp 650 Meter südwestlich der Villa San Marco.
Die Villa Arianna wurde wie auch die Villa San Marco Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckt und in den 1950er-Jahren systematisch ausgegraben. Da Teile der am Rand einer Klippe gelegenen Villa bereits abgebrochen und in die Tiefe gestürzt sind, kann ihre Größe nur geschätzt werden. Von den ursprünglich etwa 11.000 Quadratmetern Fläche sind bisher rund 2500 Quadratmeter ausgegraben.
Der Grundriss der Villa ist aufgrund der Geländetopografie komplex und besteht im Wesentlichen aus 4 Bereichen, die auf unterschiedlichen Ebenen lagen: dem Atriumbereich, dem Wirtschafts- und Badebereich, dem Bereich des Sommertrikliniums und der großen Palästra. Der östliche Teil, in dem sich rund um einen großen Peristylhof Ställe und landwirtschaftliche Gebäude befanden, liegen zu Zeit noch unter der Erde verborgen.
Das Atrium mit seinem schwarz-weißen Mosaikboden und dem Impluvium stammt aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. und ist der älteste Teil der Villa. Es war mit Fresken im dritten Stil geschmückt und von mehreren Räumen umgeben, darunter eine Reihe von Schlafzimmern (cubiculum) und Ruheräumen (diaeta), ein Tablinium im Norden und ein großes Triklinium im Südwesten.
Westlich davon wurden in der Mitte des 1. Jahrhundert n. Chr. ein weiterer Gebäudeteil angebaut. Hier befand sich das große Triklinium mit dem Ariadne-Fresko und kleinere Zimmer und Ruheräume, von denen einer mit einem interessanten „Kachelmuster“ mit fliegenden Figuren, Amoretten, Vögeln und Blumen geschmückt war. Außerdem entstanden südlich davon ein Badebereich mit Caldarium, Tepidarium, Laconicum, Praefurnium und ein Dienstbotenbereich mit Küche.
Eine weitere Erweiterung Richtung Westen entstand in der Zeit von Kaiser Nero, in deren Zentrum sich ein mit vielen Fenstern versehenes Sommertriklinium befand mit Blick auf die Bucht von Neapel. In flavischer Zeit um 70 n. Chr. wurde dann ganz im Westen eine mindestens 80 x 100 Meter große Palaestra angebaut, die von einer Kolonnade umgeben war und als öffentlicher Garten diente.
Der sogenannte „Zweite Komplex“ der durch eine schmale Gasse von der Villa Arianna getrennt war, gehört zu einer kleineren Villa, von der heute rund 1000 Quadratmeter ausgegraben sind. Nördlich und westlich eines großen Peristyls mit Portikussäulen und einem Fischteich lagen Ruheräume und ein großes Triklinium mit Blick auf das Meer. Im Süden befanden sich ein Badebereich mit Caldarium, Frigidarium und Laconicum und eine Küche, die bisher aber noch nicht ausgegraben sind. Der westliche Teil der Villa ist noch am besten erhalten, vor allem die beiden großen Wohnräume (oecus), die im dritten Stil mit Fabeltieren und kleinen Vignetten auf schwarzen und roten Tafeln geschmückt waren.
Sowohl in der Villa Arianna als auch im Zweiten Komplex wurden während der ersten Ausgrabungen in der Bourbonenzeit Teile der schwarz-weißen Bodenmosaiken und der Fresken abgebaut und in Museen verbracht. Ein großer Teil davon ist heute im MANN in Neapel zu sehen.
Die Villa Arianna ist täglich bei freiem Eintritt geöffnet.
Lage: Villa Arianna, Strada Varano 1, 80053 Castellammare di Stabia