Das Haus der Vettier gehörte zwei freigelassenen Brüdern, die durch Handel zu einigem Wohlstand gekommen waren. In den meisten Räumen sind heute noch die ursprünglichen Fresken zu sehen, die zu den besterhaltenen von Pompeji zählen.
Mit einer Fläche von über 1150 Quadratmetern ist dieser Komplex das größte Gebäude der ganz im Norden gelegenen Insula. Bei diesem Atriumhaus fällt der verhältnismäßig große Peristylgarten ins Auge, der einen großen Teil des Gebäudekomplexes einnimmt.
Bei den Ausgrabungen zwischen 1894 und 1995 wurden in einer Geldtruhe im Atrium Bronzesiegel gefunden mit den Namen Aulus Vettius Restitutus und Aulus Vettius Conviva. Daher geht man davon aus, dass diesen Brüdern, vermutlich Freigelassene, die durch Handel zu großem Reichtum gelangten, das Haus gehörte.
Vom Haupteingang im Osten des Hauses gelangte man über ein Vestibül in ein tuskisches Atrium mit marmorverkleidetem Wasserbecken und üppigen Wanddekorationen. Hier schlossen sich mehrere Wohn- und Schlafzimmer an, während ein Korridor im Süden zu einer Treppe ins Obergeschoss, den Ställen, der Latrine und zum Nebeneingang (posticum) führte.
An das Atrium war nicht, wie sonst üblich, ein Tablinum angeschlossen, es öffnete sich im Westen stattdessen direkt zum großen Peristylgarten (viridarium), der an vier Seiten von Säulen umgeben und mit Springbrunnen, Tischen und Statuen geschmückt war. An der Ostseite des Peristyls lagen zwei Wohnzimmer (oecus), die zwei Zimmer im Norden dienten als Speisezimmer (triclinium), während sich an der Nordostecke der Zugang zu einem weiteren kleinen Peristyl und zu weiteren Schlafzimmern befand – vielleicht lag hier der Bereich für die Frauen des Hauses (gynaecaeum).
Nördlich des Atriums gab es einen Wirtschaftstrakt mit einem zweiten kleinen Atrium mit einem schönen Lararium im Tempelstil an der Westwand, das den Genius des pater familia, zwei Laren und eine Schlange zeigt. Vom Nebenatrium gelangte man zu weiteren kleinen Zimmern und in die Küche mit einer gemauerten Herdstelle. Das hinter der Küche gelegene Zimmer, das mit erotischen Gemälden geschmückt ist, diente eventuell als Privatbordell. Vielleicht bot die Sklavin Eutychis hier für 2 Asse ihre Dienste als Prostituierte an, wie ein Graffiti an der Wand des Vestibüls vermuten lässt.
Im Haus der Vettier sind noch einige besonders gut erhaltene Fresken im 4. Pompejanischen Stil zu bewundern. Das Fresko des Fruchtbarkeitsgottes Priapus im Vestibül – erkennbar an seinem übergroßen Phallus – sollte den Besitzern Überfluss und Fruchtbarkeit bringen. Die an das Atrium anschließenden Schlafzimmer zeigen mythologische Szenen und Friese mit Meerestieren und Fischen. Die Wohnzimmer an der Ostseite des Peristyls sind mit großen zentralen Freskenfeldern geschmückt, auf denen mythologische Szenen zu sehen sind. Das große Triklinium im Norden des Peristyls war mit schwarz-roten Feldern dekoriert mit den vier Jahreszeiten, Opferszenen und Zierelementen. Es wird oft auch „Amorettenzimmer“ genannt, denn ein umlaufender Fries zeigt Amoretten und Psychen bei den verschiedensten Tätigkeiten: beim Bogenschießen, beim Binden von Blumen, bei der Herstellung von Parfüm und von Goldschmiedearbeiten, bei der Arbeit in einer Färberei und in einer Bäckerei sowie bei der Weinlese und der Weinherstellung.
Das Haus der Vettier ist täglich während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.
Lage: Casa dei Vettii, Regio VI/Insula 15.1, Vicolo dei Vettii, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei
Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-vettii