Die Fresken im Haus des Weinhändlers Marcus Lucretius sind schöne Beispiele des Malstils, der kurz vor dem Vulkanausbruch in Mode war. Viele der Fresken wurden ins Archäologische Nationalmuseum in Neapel (MANN) gebracht, um sie besser vor dem Verfall zu schützen.
Das L-förmige Haus besitzt sowohl einen Eingang an der Via Stabiana als auch am Vicolo del Centenario. Es entstand in römischer Zeit aus der Verbindung zweier eigenständiger samnitischer Häuser, die sich auf unterschiedlichen Ebenen befanden. Dabei diente das Haus an der Via Stabiana als Wohnhaus und der kleinere Teil im hinteren Bereich als Wirtschaftstrakt.
Das Haus befand sich nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. noch im Wiederaufbau, so dass die Dekorationen erst wenige Jahre vor dem Vulkanausbruch entstanden sind. Die Fresken im 4. Pompejanischen Stil besitzen eine bemerkenswerte Qualität und wurden daher teilweise entfernt und zu ihrem Schutz ins Museo Archeologico Nazionale di Napoli (MANN) gebracht.
Ursprünglich wurde das Haus auch „Haus der Musikerinnen“ genannt nach einem Gemälde im Eingangskorridor. Der Hausname wurde geändert, als man später den Namen des Besitzers, des Weinhändlers Marcus Lucretius, auf einem Gemälde in einem der Räume nördlich des Gartens fand.
Der Eingang an der Via Stabiana führte über einen großzügigen Korridor in ein großes Atrium mit zentralem Impluvium und einem Lararium. Daran schlossen sich auf beiden Seiten Wohn- und Schlafräume an, die vorwiegend mit mythologischen Szenen dekoriert waren. Im Norden lag der Küchenbereich und im Süden ein großer Speiseraum (triclinium), der ein Fenster zum Garten besaß und dessen Wände mit (inzwischen ins MANN verbrachten) großen, außergewöhnlich schönen Mitteltafeln mit mythologischen Szenen dekoriert waren.
Dem Eingang gegenüber lag ein Tablinum mit schönem Bodenmosaik, dessen großes Fenster sich auf den dahinterliegenden hübschen Garten (viridarium) öffnete. Dieser gehörte wohl ursprünglich zum zweiten Gebäude, denn er liegt auf einer etwa 50 cm höheren Ebene des Geländes.
Der Garten bildet den Mittelpunkt und die Verbindung der Räume des gesamten Gebäudekomplexes und besitzt eine schöne Brunnennische aus Marmor mit eingelegten farbigen Steinchen, in der eine Silenus-Statue stand. Von dort floss das Wasser über Stufen in ein rundes Becken mit Springbrunnen, das mit Marmorstatuen umgeben war.
Links vom Tablinum und dem Garten führte eine Treppe in den höhergelegenen Hausbereich und in weitere Räume, unter anderen auch in den Raum, in dem an der Wand der Name des Besitzers auf einer Schreibrolle zu lesen ist. Der hinter dem Garten gelegene Wirtschaftsbereich, der neben Wohn- und Schlafräumen über ein weiteres Atrium, ein Tablinum und ein Triklinium verfügte, ist heute leider in keinem guten Zustand mehr.
Das Haus des Marcus Lucretius wurde bereits Mitte des 19. Jahrhunderts ausgegraben und zwischen 2002 und 2005 restauriert. Es ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.
Lage: Casa di Marco Lucrezio sulla via Stabiana, Regio IX/Insula 3.5 und 24, Via Stabiana, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei
Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-marcus-lucretius-in-via-stabiana