Der Besitzer des Hauses, Vetutius Placidus, hatte an der Hauptstraße von Pompeii ein sicher gut gehendes Thermopolium eingerichtet, ein Lokal, in dem Getränke und einfache Gerichte verkauft wurden. Die Marmortheke mit den eingelassenen Speisebehältern und einige der außergewöhnlich schönen Fresken des Hauses sind heute noch gut erhalten.
Der Besitzer dieses rund 250 Quadratmeter großen Wohnhauses, Vetutius Placidus, betrieb im vorderen Bereich seines Hauses ein großes Thermopolium, in der neben Getränken auch kleinere Speisen angeboten wurden. Da es in den Häusern der ärmeren Einwohner der Stadt meist keine Küche gab, nahmen diese ihr Essen in der Regel auswärts ein in einem der rund 80 Speiselokale der Stadt.
In die u-förmige Marmortheke waren insgesamt 11 Tonkrüge (dolia) eingebaut, in denen Lebensmittel aufbewahrt wurden, und eine Herdstelle, in der die Speisen zubereitet wurden. Bei den Ausgrabungen fand man in einem der Krüge 1385 Münzen im Wert von mehr als 580 Sesterzen und mit einem Gesamtgewicht von etwa 3 Kilogramm! Entweder diente dieser Krug als „Kasse“ oder man wollte die Münzen hier bis zum Ende des Vulkanausbruchs sicher verwahren.
An der gegenüber dem Eingang gelegenen Wand kann man ein Lararium bewundern mit einem noch gut erhaltenen Fresko, das in ein aus Stuck geformtes Tempelrelief gemalt wurde. In der Mitte sieht man hier den Genius des Hauses, der über einem Altar ein Opfer darbringt: Daneben stehen zwei Laren und außen sind Bacchus, der Gott des Weins, und Merkur, der Gott des Handels, dargestellt. Unter diesen sind zwei Schlangen und ein weiterer Altar abgebildet.
Hinter dem Thermopolium liegt ein kleiner Raum mit mythologischen Szenen auf roten Tafeln, in dem vermutlich die Besucher ihre Mahlzeiten einnehmen konnten, und ein weiterer Wohnraum (oecus), von dessen Dekoration nur noch die Reste eines farbigen Marmorbodens mit geometrischem Muster (opus sectile) übriggeblieben sind.
Vom Oecus aus erreicht man das Atrium, das mit einem Wasserbecken (impluvium) mit kleinem Marmorpodest ausgestattet war und Zugang zu den weiteren Räumen des Hauses bot: ein Schlafzimmer (cubiculum) mit kleinen rotgeränderten Vogelszenen auf weißen Tafeln im dritten Stil, ein Empfangszimmer (tablinum), das sich über die gesamte Breite zum Atrium hin öffnet und von dem nur noch wenig der Fresken erhalten sind, und ein schmaler Gang (fauces), der zum Nebeneingang führt. Ein weiterer Korridor bietet Zugang zum hinteren Teil des Hauses mit einem Portikus, von dem aus man zum mit Fresken mit mythologischen Szenen auf roten Tafeln geschmückten Triklinium und in den Garten (viridarium) im hinteren Bereich des Hauses gelangte. Hier gab es auch ein Sommertriklinium, in dem man im Schatten einer Pergola speisen konnte.
Die meisten Fresken dieses Hauses wurden im dritten Stil gestaltet und stammen aus einer Zeit zwischen ca. 20 v. Chr. bis 50 n. Chr. Das Gebäude wurde 1912 teilweise und 1939 vollständig ausgegraben und ist momentan nur von außen zu besichtigen.
Lage: Casa e Thermopolium di Vetutius Placidus, Regio I/Insula 8.8, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei
Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-and-thermopolium-of-vetutius-placidus