Haus des Menander

Römische Provinz: Italia

Das zu den größten Anwesen der Stadt zählende Haus gehörte einer äußerst wohlhabenden Familie, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit Kaiser Nero verwandt war. Es war rund um einen großen Peristylhof in mehrere Bereiche aufgeteilt und hatte sogar ein privates Bad.

Das gut 1800 Quadratmeter große Haus mit über 80 Räumen nahm den Großteil eines Wohnblocks ein, der nicht weit vom Theaterbezirk entfernt lag. Der Fund eines Siegelringes deutet darauf hin, dass das Haus Quintus Poppaeus Sabinus gehörte, einem Ädilen und Verwandten von Poppea Sabina, der zweiten Frau von Kaiser Nero. Das Haus erhielt seinen heutigen Namen von einem Fresko im Peristyl, das den griechischen Dramatiker Menander darstellt.

Das Haus wurde im Laufe der Zeit immer wieder modernisiert und umgebaut und auch zum Zeitpunkt des Vesuvausbruchs waren Renovierungsarbeiten im Gange. Der größte Teil der Fresken stammt aus spät-pompejanischer Zeit, es finden sich aber auch noch Reste früherer Dekorationen.

Der älteste, im Norden gelegene Teil des um 250 v. Chr. erbauten, typisch samnitischen Hauses gruppiert sich um ein zentrales Atrium mit Marmorwasserbecken. Auf den Wänden im 4. pompejanischen Stil sind im oberen Bereich Architekturszenen dargestellt, in den roten Feldern in der Mitte Medaillons mit Theatermasken und im unteren Segment Vögel.

Mehrere Wohn- und Schlafräume, ein Empfangsraum (tablinum) und ein Speiseraum (triclinium), verteilen sich rund um das Atrium. In einer Ecke befindet sich ein Götterschrein (lararium) in Form eines Tempelchens, daneben führt eine Treppe ins Obergeschoss. Ein Nebenflügel (ala) zeigt gut erhaltene Szenen aus dem Trojanischen Krieg. Auf dem Bodenmosaik eines Wohnzimmers (oecus) sind Pygmäen in einem Boot auf dem Nil zu sehen und an den Wänden mythologische Motive.

Etwa während der Regierungszeit von Kaiser Augustus wurden einige Nachbargebäude abgerissen, um das Wohnhaus Richtung Süden zu erweitern. Den zentralen Bereich des Hauses bildete nun der Peristylhof, der an 4 Seiten von einem Portikus mit 23 Säulen umgeben war und alle Bereiche des Hauses miteinander verband. In seiner Mitte lag innerhalb einer mit Pflanzen und Tieren bemalten Brüstung (pluteus) ein Garten mit einem gemauerten Wasserbecken mit Springbrunnen.

Die Nischen und Exedren an der westlichen Rückwand des Peristyls zeigen unterschiedliche Themen: eine Nische dient als Altar für die Hausgötter, in einer weiteren, halbrunden Exedra ist Venus in einem Tempel abgebildet. Die nächste Nische zeigt neben Theatermasken ein Gemälde des Dichters Menander mit einer Papyrusrolle und eines von Euripides, während auf der Wandmalerei einer weiteren Exedra der Held Actaeon die Göttin Diana im Bad überrascht.

Westlich des Peristyls gelangte man direkt das Atrium des Badetraktes, das mit einem kleinen, mosaikverzierten Impluvium mit Säulen ausgestattet war. Von hier ging man weiter ins Laubad (tepidarium), das auch als Umkleide (apodyterium) diente, und danach ins von einer gewölbten Stuckdecke überspannte Warmbad (caldarium). Dieses besaß einen schön gestalteten Mosaikboden mit nubischen Schwimmern und maritimen Motiven und hatte mit Amoretten und Figuren bemalte Wände. Außerdem stand in der halbrunden Apsis wohl ein Labrum und in der Nische eine Wanne.

Die Küche, an die ein Lagerraum und eine Latrine anschlossen, erreichte man über einen langen Gang nördlich des Badebereichs. Zwischen Küchen- und Badebereich gab es einen Garten, unter dem der Heizraum (praefurnium) für die Bäder und mehrere Lagerräume lagen. Hier fanden Archäologen eine Holzkiste mit Schmuck, Münzen und etwa 115 Silberobjekten, die bei feierlichen Banketten genutzt wurden. Dabei handelte es sich größtenteils um Servierschalen, Teller, Weinbecher und Silberlöffel mit einem Gesamtgewicht von über 20 Kilogramm, die heute im Nationalmuseum (MANN) in Neapel zu sehen sind.

Östlich des Peristyls befand sich ein weiteres großes Triklinium, hinter dem der Wirtschaftstrakt lag. Hier waren die Wohnung des Verwalters (prokurator), die Sklavenquartiere, Ställe (scuderia) und mehrere Lagerräume für Olivenöl und Wein, die auch über die Nebeneingänge zugänglich waren.

Das Haus des Menander (auch Haus des Silberschatzes genannt) wurde zwischen 1926 und 1932 ausgegraben und ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks für Besucher geöffnet.

Lage: Casa del Menandro, Regio I/Insula 10.4, Vicolo del Menandro, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/house-of-the-menander