Die menschlichen Tragödien, die sich während des Vulkanausbruchs von 79 n. Chr. abgespielt haben, lassen sich im Garten der Flüchtenden nur bruchstückhaft erahnen. Und dennoch zeigen die Gipsabdrücke der 13 hier aufgefundenen Leichen eindrucksvoll, welche dramatischen Qualen die Menschen auf der Flucht Richtung Meer erlitten haben müssen.
Das Anwesen, das sich im eher ländlich geprägten Südteil der Stadt in der Nähe der Porta Nocera befindet, bestand aus zwei Wohnhäusern, an die zur Straße hin eine Caupona, ein Ladengeschäft und eine Werkstatt eingerichtet waren.
Die Insula wurde aber auch landwirtschaftlich genutzt, denn zwischen den Häusern befand sich ein Gemüsegarten und hinter den Häusern war ein Weinberg angelegt, deren landwirtschaftliche Erzeugnisse so gleich direkt im Ladengeschäft oder in der Caupona verkauft werden konnten.
Im Garten, in dem auch heute wieder Wein angebaut wird, sind noch die Reste eines Sommertrikliniums zu sehen, das von einer mit einer von Weinranken bewachsenen Pergola beschattetet wurde.
Besonders interessant ist jedoch die südöstliche Ecke des Gartens, wo sich einst die Sklavenunterkünfte befanden. Hier kann man heute die Gipsabdrücke von 13 Personen betrachten, die auf der Flucht vor den Lavamassen von einer pyroklastischen Wolke erfasst wurden und durch die hohen Temperaturen und den Aschestaub einen wohl schrecklichen Tod fanden.
Unter den Toten befanden sich auch mehrere Kinder, die zusammen mit ihren Eltern aus der Stadt Richtung Meer flohen. Eine Familie bestand wohl aus den Eltern, zwei Kindern und einem Begleiter, der einen Sack auf den Schultern trug. In der anderen Gruppe war ein Mann in Begleitung einer Frau und eines Kindes und trug ebenfalls einen Sack mit den wichtigsten Besitztümern bei sich.
Die Hohlräume, die von den Körpern auf einer etwa 3,5 Meter hohen Bimssteinschicht hinterlassen wurden, wurden bei den Ausgrabungen 1961/1962 kurzerhand mit Gips ausgegossen. So konnte man die Menschen zum Zeitpunkt ihres plötzlichen Todes äußerst detailreich rekonstruieren und diese Methode auch auf Tiere, Möbel und Pflanzenreste anwenden. Die Abdrücke, die alle innerhalb der Insula an verschiedenen Stellen gefunden wurden, wurden anschließend hierher verbracht, wo man sie durch eine gläserne Überdachung geschützt jederzeit betrachten kann.
Der Garten der Geflüchteten ist während der Öffnungszeiten des Archäologischen Parks geöffnet.
Lage: Orto dei Fuggiaschi, Regio I/Insula 21.6, Vicolo dei Fuggiaschi, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei
Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/garden-of-the-fugitives