Die Zentralthermen lagen in der Nähe des Forums und waren in einen Männer- und einen Frauentrakt unterteilt, die jeweils eigene Eingänge besaßen. Von den mit Stuck, Fresken und Fußbodenmosaiken mit maritimen Motiven verzierten Räumen sind vor allem die der Frauenthermen noch gut erhalten.
Die Zentralthermen wurden während der frühen Regierungszeit von Kaiser Augustus (30–10 v. Chr.) erbaut. Die heute noch in Resten sichtbaren Dekorationen stammen aber aus der Zeit von Kaiser Claudius oder Kaiser Nero. Die auf einer Fläche von etwa 2300 Quadratmetern im Reihentypus erbauten Thermen bestanden aus getrennten Bereichen für Männer und für Frauen, wobei die Räume der Frauenthermen insgesamt etwas kleiner als die des Männertrakts waren.
Die Palaestra und die Läden an der Westseite der Thermen wurde bereits zwischen 1860 und 1875 ausgegraben, die restlichen Bereiche wurden erst 1931/32 vollständig freigelegt. Die Frauenthermen sind heute noch etwas besser erhalten als der Männertrakt.
Die Räume gruppierten sich um den zentralen Übungshof (palaestra), der an 3 Seiten von einem Säulenportikus umgeben war. Der der Haupteingang zu den Männerthermen lag am Cardo III, wo sich auch ein Pförtnerraum und die Latrinen befanden, die vom Abwasser des Frigidariums gespült wurden. Der Korridor öffnete sich geradeaus zur Palästra, an deren gegenüberliegenden Seite sich der zweite Eingang zum Cardo IV, ein Massageraum und Läden befanden.
Vom Eingangskorridor aus erreichte man den Umkleideraum (apodyterium), der ein stuckverziertes Tonnengewölbe besaß. Die Ablagefächer, in denen die Kleidung aufbewahrt wurde, sind noch gut erhalten, auch die ringsum laufenden Sitzbänke und das Marmorbecken (labrum) in einer Apsis.
Vom Apodyterium aus ging man auf der linken Seite weiter zum Kaltbad (frigidarium), das aus einem runden Kaltwassertauchbecken mit 4 Sitznischen bestand und von einer mit Meerestieren bemalten Gewölbedecke mit Oberlicht überspannt war.
Die auf der rechten Seite des Apodyteriums gelegene Tür führte zum Laubad (tepidarium), dessen Boden mit einem schwarz-weißen Mosaik ausgelegt war. Es zeigt den Meeresgott Triton, der einen Obstkorb trägt und von Delphinen umgeben ist. Unter dem Boden lagen Hypokausten, die heute teilweise eingesackt sind, an den Wänden gab es ebenfalls Ablagen für Kleider und Badeutensilien.
Das Tepidarium bildete den Übergang zum Heißbad (caldarium) mit einem großen, rechteckigen Heißwasserbecken. In einer muschelförmigen Apsis auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein Sockel, auf dem ein Kaltwasserlabrum stand.
Am Cardo IV, wo sich auch der Zugang zu den Servicebereichen, den Heizanlagen (praefurnium) und der Wasserversorgung lag, befand sich der Eingang zu den Frauenthermen. Hier gelangte man über einen Warteraum zunächst ins Apodyterium, das an den Wänden Ablagen für Kleidung und Badeutensilien besaß und dessen Boden mit einem weiteren Tritonmotiv geschmückt ist. Hier hält der Meeresgott jedoch ein Ruder in der Hand und ist mit Delphinen, Tintenfischen und einem Amor dargestellt. Das anschließende Tepidarium besitzt einen Mosaikboden mit Mäandermuster, während es im Caldarium ein rechteckiges Becken und ein Labrum gab. Ein Frigidarium gab es in den Frauenthermen jedoch nicht.
Bei den Ausgrabungen wurden im Apodyterium des Männerbereichs die Skelette eines Mannes und einer Frau gefunden, die vielleicht zum Personal gehörten. Offenbar wurden sie von den Schlammmassen des Vesuvausbruchs begraben, als sie unter dem robusten Gewölbe des Raumes Schutz suchten.
Lage: Terme Centrali, Insula VI.1-10, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano