Der Vorstadtbezirk von Herculaneum bestand aus einem öffentlichen Platz zu Ehren des Senators M. Nonius Balbus, den Vorstadtthermen und einem Sakralbezirk mit mehreren Tempeln. Über eine schmale Treppe erreichte man die Bootshäuser und Hafenlager am Strand.
Vom Cardo V führte eine Rampe hinunter zur Terrasse des M. Nonius Balbus, von der aus man zu den Vorstadtthermen und zum Sakralbezirk gelangte und unter der sich die Bootshäuser befanden. Auf dem etwa 15 x 25 Meter großen Platz wurde 32 v. Chr. vom Stadtrat ein Grabaltar zu Ehren des Senators und Prokonsuls Marcus Nonius Balbus aufgestellt, der ein großer Wohltäter der Stadt war und ihr mehrere öffentliche Gebäude gestiftet hatte. Er war auch ein Vertrauter von Octavian, dem späteren Kaiser Augustus. Die vor dem Altar aufgestellte, teilweise restaurierte Statue, die Balbus in Rüstung zeigt, wurde von seinem freigelassenen Sklaven M. Nonius Volusianus errichtet.
Die Vorstadtthermen (thermae suburbanae) wurden vermutlich nur wenige Jahre vor dem Ausbruch des Vesuvs von Balbus gestiftet, der sich bei der Gelegenheit auch gleich einen Privateingang von seinem Privathaus, dem Haus des Telephos-Reliefs, zu den Thermen bauen ließ. Das quadratische Gebäude, dessen Eingang an der Balbus-Terrasse liegt, ist heute noch außergewöhnlich gut erhalten.
Vom Eingangsportal mit Halbsäulen und einem Tympanon erreichte man über eine Treppe das Vestibül, in dem vier Säulen mit Bögen ein Wasserbecken (impluvium) umgaben. In dessen Mitte befand sich eine Apollobüste und ein rundes Becken (labrum) in das Wasser sprudelte. Über das offene Dach gelangte Licht in den Raum Licht.
Das Vestibül bot Zugang zu den verschiedenen Räumen: das Personal konnte von hier in den Heizungsraum (praefurnium) und einen Servicekorridor gelangen, der Badegast erreichte über das Vestibül einen Warte- oder Ruheraum mit großen Fenstern und Blick auf die Bucht von Neapel. Weiter ging es in einen Umkleideraum (apodyterium), der auch als Kaltbaderaum (frigidarium) diente und eine große Kaltwasserwanne besaß. Im Westen schloss das Laubad (tepidarium) an, dessen Wände mit Kriegern und Amoretten aus Stuck geschmückt waren. Von dort gelangte man rechts in ein Warmbad (caldarium) mit Warmwasserbecken und einer Apsis mit einem Labrum und links in ein weiteres Caldarium mit großem Schwimmbecken, das über eine Vorrichtung im Boden, ähnlich einem Samowar, beheizt wurde. In einem runden Raum gab es ein kleines Dampfbad (laconium).
In den Sakralbezirk (area sacra) gelangte man an der Westseite der Balbus-Terrasse über einen Durchgang. Auf dem ebenfalls über den Bootshäusern gelegenen Areal lagen neben Lager- und Serviceräumen ein Venustempel und ein Tempel der 4 Gottheiten. Der Venustempel wurde durch das Erdbeben 62 n. Chr. stark beschädigt und sein Wiederaufbau offenbar von Vibidia Saturnina und ihrem Sohn A. Furius Saturninus finanziert. Ein paar Treppenstufen führen zum Pronaos und der heute rekonstruierten Cella. Auch der Tempel der 4 Gottheiten, der den Göttern Vulcanus, Neptun, Merkur und Minerva geweiht war, wurde durch das Erdbeben stark beschädigt und wieder aufgebaut. Die Reliefs der 4 Gottheiten, die aus der Zeit von Kaiser Augustus stammen und heute als Repliken wieder an ihren ursprünglichen Stellen an der Cellawand aufgestellt wurden, sind im Original im Archäologischen Museum in Neapel (MANN) zu sehen.
Lage: Terrazza di M. Nonio Balbo/Terme Suburbane/Area Sacra, Suburba, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano