Der heute als Haus der Herberge bekannte Gebäudekomplex ist das einzige bisher bekannte Gebäude in Herculaneum, das über eine private Thermenanlage verfügte. Wegen seiner besonders reizvollen Lage mit herrlichem Blick auf das Meer geht man heute davon aus, dass es sich hier wohl eher um ein großzügiges und prächtig ausgestattetes Privathaus handelte.
Das Haus der Herberge stammt aus der Zeit von Kaiser Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.). Das Gebäude nimmt etwa 2 Drittel des zwischen dem Cardo III und IV liegenden Wohnblocks (insula) ein und grenzt im Süden direkt an den Strand. Aufgrund seiner Größe (2450 Quadratmeter) und der privaten Badebereiche vermutete man ursprünglich, dass hier eine Herberge lag.
Der Haupteingang zum Haus befand sich am Cardo IV und führte zunächst in ein Atrium, von dem aus zu beiden Seiten ineinander verschachtelte Räume abzweigten. Geradeaus erreichte man das Peristyl, in dem sich ein versunkener Garten befand. Bei den Ausgrabungen fand man hier einen verkohlten Rest eines Birnbaums, daher hat man den Garten auch heute wieder mit Birnbäumen bepflanzt.
Der Westflügel des Peristyls und die angrenzenden Räume waren mit einem schwarz-weißen Fußbodenmosaik geschmückt und die Pfeiler der Säulen reizvoll mit abwechselnd rötlichen und sandfarbenen Steinen gemauert.
Südlich des Peristyls schließen mehrere Räume an, hinter denen eine Panoramaterrasse lag, von der aus man sicher einen herrlichen Meerblick genießen konnte. An der gegenüberliegenden Peristylsite lagen zum Cardo III hin ein Ladengeschäft und am Cardo IV ein ursprünglich separater Gebäudetrakt mit 6 Räumen. Dieser Teil wurde eventuell nach dem Erdbeben 62 n. Chr. in Geschäfte oder Werkstätten umgebaut.
Von der Ostseite des Atriums gelangte man in die privaten Thermen, die zu den ältesten Gebäudeteilen des Hauses gehören. Sie sind die bisher einzigen in Herculaneum aufgefundenen privaten Bäder und waren mit Fresken im späten „zweiten Stil“ bemalt und mit schwarz-weißen Mosaikfußböden geschmückt, die noch teilweise erhalten sind.
Das Bad war im Reihentypus angelegt: vom Umkleideraum (apodyterium) gelangte man in das Laubad (tepidarium) und anschließend ins Heißbad (caldarium), in dem sich ein großes Tauchbecken und in der gegenüberliegenden Apsis ein Waschbecken (labrum) befand. Hier sind das Bodenmosaik mit Delphinen und die Hypokausten noch gut zu erkennen.
Lage: Casa dell’Albergo, Insula III.1, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano