Das Craticium-Haus und das Haus der Bronzeherme liegen nebeneinander am Cardo IV und gehören zu den kleineren Anwesen dieser Insula. Sie sind aber auch typische Beispiele eines Wohnhauses in Herculaneum.
Das Craticium-Haus erhielt seinen Namen von der hier angewandten Bauweise. Denn bei diesem Haus wurden nur die tragenden Wände aus Ziegeln und Steinblocken gemauert, der Rest bestand aus Fachwerk (opus craticium), d.h. aus einer mit einer Mischung aus Schutt und Beton aufgefüllten und zusätzlich verputzten hölzernen Rahmenkonstruktion. Dies ermöglichte niedrigere Baukosten und war durch die dünneren Wände auch sehr platzsparend. Allerdings äußerte sich der römische Baumeister Vitruv über diese Technik kritisch und bezeichnete sie als leicht brennbar und auch nicht sonderlich langlebig. Dennoch gab es gerade in Herculaneum mehrere Häuser in dieser Bauweise.
Das ursprünglich als Atriumhaus errichtete Gebäude wurde später in ein Mietwohnhaus mit 3 bis 4 Appartements aufgeteilt und besaß 3 Eingänge. Der mittlere Eingang führte in die untere Wohnung mit mehreren um den zentralen Innenhof herumgruppierten Räumen. Diese erstreckten sich bis zum hinteren Teil des Hauses, wo es eine Treppe zu einer weiteren Wohnung im Obergeschoss gab. Der linke Eingang gehörte zu einem mit der Erdgeschosswohnung verbundenen Laden mit Hinterzimmer. Über eine Treppe an der rechten Hausseite gelangte man zur Wohnung im ersten Stock, zu der auch der von gemauerten Säulen getragene Balkon zur Straße gehörte.
Bei den Ausgrabungen fand man hier einige interessante Gegenstände, unter anderem eine hölzerne Seilwinde, mit der das Wasser aus der unterirdischen Zisterne des Impluviums geschöpft werden konnte. Außerdem fand man Reste von Mobiliar, unter anderem zwei Betten und einen Schrank, in dem sich mehrere Götterstatuetten aus Bronze, Gewichte und Glasgegenstände befanden.
Das Haus der Bronzeherme war ein kleines, längliches Wohnhaus im für die Gegend typischen tuskanischen Baustil, dessen Räume sich um ein großes Atrium gruppierten. Zu beiden Seiten des Eingangskorridors lagen 2 kleine Schlafzimmer (cubiculum), in die man über das Atrium gelangte. Hier gab es ein zentrales Wasserbecken (impluvium), in dem über die Öffnung im Dach (compluvium) fallende Regenwasser aufgefangen wurde. Der Boden im Atrium bestand aus Terrakottaschutt (opus signinium) und die Wände waren mit roten und schwarzen Paneelen dekoriert.
Das Empfangszimmer (tablinum), das dem Eingang gegenüber lag und ähnlich wie das Atrium dekoriert war, besaß eine gewölbte Decke und ein Fenster zum dahinterliegenden und mit Gartenszenen ausgemalten Lichthof. Auf der linken Seite führt ein Korridor in ein Speisezimmer (triclinium) mit hellblauen Resten einer maritimen Landschaft an einer Wand. Auch der Korridor war beidseits mit Landschaftsszenen bemalt, von denen eine mit Heiligtum und Bäumen noch vor Ort zu sehen ist (die andere befindet sich im MANN in Neapel). Auf der rechten Seite lag ein Raum mit Brunnenbecken und einer Treppe zu den Wohnräumen der Familie im oberen Stockwerk.
Der auf einer viereckigen Pfeilerbasis angebrachte bronzene Porträtkopf (Herme), dessen Replik heute vor dem Tablinum steht, wurde bei den Ausgrabungen im Obergeschoss des Hauses gefunden. Sie stellt vermutlich den Hausherren dar und gab dem Haus seinen Namen.
Lage: Casa a Graticcio e Casa dell’Erma di Bronzo, Insula III.13-16, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano