Die Herberge ist heute zusammen mit der dazugehörenden Thermenanlage komplett rekonstruiert und könnte fast wie zur Römerzeit genutzt werden. Zumindest für die Taverne ist das heute bereits wieder möglich.
Die direkt am Kleinen Hafentor gelegene Herberge (mansio) stammt aus der Zeit zwischen 80 und 90 n.Chr., war ursprünglich 64 x 10 Meter groß und hatte 2 Stockwerke. Vermutlich wegen ihrer Nähe zum Hafen war sie wohl sehr beliebt, denn sie wurde schon bald auf die heute rekonstruierte Größe von 78 x 25 Meter erweitert.
Das Gebäude mit seinen 3 Flügeln war um einen Innenhof gruppiert. Die Gäste, zu denen Händler, Kaufleute oder Schiffsreisende gehörten, waren in kleinen Schlafkammern untergebracht, es gab aber auch größere Räume und „Suiten“ für betuchtere Gäste. Für das leibliche Wohl war in Form einer Taverne mit einer großen Küche und einem großen Vorratskeller gesorgt.
Im größeren der beiden Seitenflügel waren die Herbergsthermen untergebracht, die von den Gästen und wahrscheinlich auch von den Bewohnern des Stadtviertels genutzt wurden. Auf einer Fläche von 415 m² waren die Räume im Reihentypus, d.h. hintereinander angeordnet.
Ein erstes Thermengebäude aus Holz aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. wurde vermutlich zeitgleich mit der Herberge errichtet. Der Steinbau entstand dann 135 n. Chr., wurde aber noch mindestens weitere zwei Mal umgebaut und dabei im 2. Jahrhundert n. Chr. wieder verkleinert. In zwei Ladengeschäften, die am Portikusgang des Badegebäudes liegen, waren Werkstätten untergebracht.
Der Herbergskomplex war bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. in Benutzung und wurde, den Brandspuren im Keller zufolge, wahrscheinlich 275/276 n. Chr. bei den Frankeneinfällen zerstört.
Die Gebäude wurden zwischen 1974 und 1983 ausgegraben, wissenschaftlich untersucht und danach auf den Originalfundamenten rekonstruiert. Nach der vollständigen Rekonstruktion sind sie seit 1989 öffentlich zugänglich.
Die Räume der Herberge, darunter eine kleine Schlafkammer, ein Speisezimmer (triclinum), ein Appartement (mit Empfangsraum, Wohnzimmer und Schlafkammer), die Küche mit Keller und ein Hausaltar wurden dabei nach römischen Vorbildern ausgemalt und möbliert. Im Innenhof wurde ein römischer Kräutergarten angelegt.
Um Erkenntnisse über ihre Funktionsweise zu gewinnen, wurde die Heizanlage der Thermen mitsamt Wasserkessel voll funktionsfähig rekonstruiert und dann nach Vorlagen originalgetreu ausgemalt. In den Werkstatträumen sind heute eine Schuster- und eine Knochenschnitzerwerkstatt untergebracht, in denen an den Wochenenden „gearbeitet“ wird.
In den Ausstellungsräumen der Herberge informiert die Ausstellung „Kaiser, Senat & Volk“, teilweise an Hörstationen, über die römische Gesellschaftsordung, die Politik und die Verwaltung des Reiches und der Provinzen. Im Erdgeschoss der Herberge kann man im Restaurant römische Gerichte nach Rezepten des Apicius genießen. Die Festräume der Taverne können auch gemietet werden.
Lage: LVR-Archäologischer Park Xanten, 46509 Xanten (Zugang über den Eingang Hafentempel, Am Rheintor, 46509 Xanten oder den Eingang Stadtzentrum, Am Amphitheater, 46509 Xanten)
Link: apx.lvr.de