Das Matronenheiligtum auf dem Görresberg wurde über 300 Jahre lang genutzt und gehörte zum Vicus Marcomagus, in dem Beneficiarier stationiert waren. Auf einigen der hier gefundenen Weihesteine gibt es Hinweise, dass sie von Mitgliedern dieser Straßenpolizei gestiftet wurden.
Das Matronenheiligtum wurde um 70 n. Chr. zusammen mit dem römischen Straßendorf an der Agrippastraße errichtet. Hier wurden die Aufanischen Matronen (Matronae Aufaniae) verehrt. Diese Gottheiten, die meistens als 3 nebeneinandersitzende Frauengestalten mit langen Gewändern, Kopfhauben und Fruchtkörben dargestellt sind, waren ursprünglich keltische Schutz- und Muttergottheiten, die von den Römern übernommen wurden.
Zu Beginn war das Heiligtum noch ein einfacher umzäunter Bezirk mit einem schlichten Erdaltar mit flacher Grube, auf dem Opfer dargebracht wurden. Diese lagen in Holzbehältern oder -schalen, die auf dem Altar verbrannt wurden. Die Brandreste wurden anschließend gesammelt und in Brandgruben auf dem Gelände gefüllt.
Um 150 n. Chr. wurde der Bezirk erweitert und mit 3 über den Brandgruben errichteten Steintempeln ergänzt. Diese außen weiß verputzten Tempel waren innen mit bemaltem Wandputz versehen. Um den großen Haupttempel standen die Weihesteine, die den Göttinnen gewidmet waren. Der mittlere Tempel diente ebenfalls kultischen Zwecken, während das dritte Gebäude evtl. ein Vorratsgebäude für Opfergaben war.
Das Tempelgelände war bis mindestens Ende des 4. Jahrhunderts in Benutzung und wurde nicht nur von den Einheimischen und den Beneficiariern sondern auch von Reisenden frequentiert.
Der Matronentempel wurde bereits 1909 entdeckt. Bei den Ausgrabungen wurden dabei rund 40 Weihesteine gefunden, deren Originale heute im LVR-Landesmuseum in Bonn zu sehen sind. Die Fundamente der Tempel wurden 1976/77 teilrekonstruiert und dabei mehrere Repliken der Weihesteine aufgestellt.
Auch heute werden die Fruchtbarkeitsgöttinen noch gerne von Frauen besucht, die Schleifen in einen Busch hängen.
Der Tempelbezirk ist jederzeit frei zugänglich und ist Teil des Landschaftsparks Nettersheim.
Lage: Archäologischer Landschaftspark Nettersheim, Urftstr. 2-4, D-53947 Nettersheim (Parkplatz am Naturzentrum Eifel; von hier aus führt der ausgeschildete Fußweg in ca. 1,5 km zum Vicus und zum Matronenheiligtum)