Im Archäologischen Garten von Augsburg fand man bei Ausgrabungen sich schichtweise überlagernde archäologische Strukturen, die von den Anfängen Augsburgs als römisches Kastell über die römische Zivilstadt bis ins Mittelalter und die Neuzeit reichen.
Im Archäologischen Garten in der Nähe des Domviertels fand man Spuren hölzerner Mannschaftsbaracken des römischen Kastells, das zwischen 10 und 16 n. Chr. im nördlichen Teil der heutigen Altstadt entstand. Dieses ersetzte das zwischen 8 und 5 v. Chr. errichtete und bei einem Hochwasser zerstörte erste römische Militärlager, das 1913 im Stadtteil Oberhausen in einem Kieswerk entdeckt wurde.
In dem auf der Lechhochebene gelegenen großen neuen Kastell – einer der größten und wichtigsten Militärstützpunkte im heutigen Süddeutschland – waren auf einer Fläche von 320 x 280 Metern etwa 3000 Soldaten einer teilberittenen Vexillationseinheit untergebracht, die neben der militärischen Sicherung der neuen Provinz Raetia auch für den Aufbau römischer Infrastruktur, den Straßenbau und für Vermessungsarbeiten zuständig waren.
Das Kastell brannte 69/70 n. Chr. während des durch den Tod von Kaiser Nero ausgelösten Bürgerkriegs nieder und wurde danach aufgegeben. Aufgrund der verkehrsgünstigen Lage an der Via Claudia Augusta (heute Maximilian- und Frauentorstraße), der Via Julia und der Militärstraße nach Mainz (Mogontiacum) entwickelte sich die Lagersiedlung Augusta Vindelicum (= Stadt des Augustus im Gebiet der Vindeliker) jedoch zu einem Handelszentrum für Wein, Textilien und Lampen. Sie löste 95 n. Chr. Kempten (Cambodunum) als Provinzhauptstadt ab und erhielt 121 n. Chr. durch Kaiser Hadrian als Municipium Aelium Augustum (oder Aelia Augusta) das römische Stadtrecht.
Die Stadt erlebte im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. ihre größte Blüte und war mit fast 100 Hektaren die größte römische Siedlung in Süddeutschland. Auf dem Kastellareal wurden in dieser Zeit zahlreiche Steingebäude gebaut, u.a. das Forum, eine große Markthalle, Tempel und öffentliche Thermen.
Nach dem Abzug der Römer im 5. Jahrhundert n. Chr. verlagerte sich im Mittelalter der Stadtkern Richtung Süden. Die nun außerhalb der Stadtmauern gelegenen, ungenutzten römischen Steingebäude dienten als Steinbruch und wurden teilweise mit sakralen Bauten überbaut.
Zwischen 1990 und 1995 fanden hier in einem etwa 2000 Quadratmeter großen Areal umfangreiche Ausgrabungen statt, die verschiedene stadtgeschichtliche Epochen Augsburgs freilegten. Die ältesten Spuren, bis zu 3,5 Meter unter dem heutigen Straßenniveau, brachten zahlreiche römische Funde zutage: neben Resten von Wohngebäuden, Kellern und Brunnen fand man sogar gut erhaltene Fußböden mit Fußbodenheizungen. Nach der Dokumentation und Bergung der Objekte deckte man den größten Teil der Ausgrabungen zum Schutz vor der Witterung wieder ab und legte 2011 im westlichen Teil den rund 400 Quadratmeter großen Archäologischen Garten an.
Der Archäologische Garten gibt Informationen zu den Ausgrabungen, erklärt römische Bautechniken wie die Herstellung eines Flechtmauerwerks, zeigt die Herdstelle einer römischen Küche oder die Funktionsweise römischer Fußbodenheizungen. Im hinteren Teil befinden sich Reste von römischen Mauern, die vermutlich zu etwa 3500 Quadratmeter großen Thermen gehörten. Er ist von April bis November täglich außer montags frei zugänglich.
Lage: Archäologischer Garten Augsburg, Äußeres Pfaffengäßchen 9, 86152 Augsburg