Der außergewöhnlich gut erhaltene Keller der Villa Rustica von Durlach war einst aufwendig gemauert und bemalt. Daher handelt es sich hier wahrscheinlich eher um einen Kultraum als um einen gewöhnlichen Vorratsraum.
Der Durlacher Gutshof (villa rustica) wurde um 115/120 n. Chr. in der Nähe der Pfinz direkt an einer zum Rhein führenden Handelsstraße errichtet und wurde bis etwa Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. genutzt. Sie gehört zu den größeren Landgütern nördlich der Alpen und ist bisher der einzige in der näheren Umgebung entdeckte Gutshof.
Die Existenz römischer Relikte am östlichen Ufer der Pfinz waren bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt, da in unmittelbarer Nähe der Villa ein Grabstein aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. aufgefunden wurde. Auf diesem wurde der Veteran Flavius Sterius genannt – der möglicherweise der Besitzer dieses erst 1991 bei Baumaßnahmen entdeckten Gutshofs war.
Aufgrund des guten Erhaltungszustands des Westkellers und der Grundmauern des östlichen Risalits wurde der Neubau der Gewerbeschule umgeplant und diese um 50 Meter versetzt gebaut. Zwischen 1991 und 1993 fanden dann Ausgrabungen und danach die Restaurierung des Hauptgebäudes statt.
Die Villa Rustica ist eine 33 Meter breite und 25 Meter tiefe Portikusvilla mit Eckrisaliten, bei der zwischen den beiden vorspringenden Eckbauten (Risaliten) eine überdachte Säulenhalle (Portikus) lag. An den hinter der Säulenhalle gelegenen Innenhof schlossen sich die übrigen Räume und Wirtschaftsgebäude an.
Besonders interessant ist der unter dem als Wohnraum genutzten Westrisaliten gelegene etwa 5 x 5,3 m große Keller, der ungewöhnlich gut erhalten ist. Er war aus Stein gebaut und über eine Holztreppe zugänglich. Der aufwendig dekorierte Keller besaß einen Lichtschacht, die Wände waren mit weiß-rotem Fugenstrich verputzt und mit einer Steinraute geschmückt und es gab außerdem 6 halbrunde Nischen mit farbig bemalten Bordüren. Daher handelte es sich hier sicher nicht um einen einfachen Lagerraum, sondern vielleicht um einen Kultraum. Allerdings wurde dieser im frühen 3. Jahrhundert aus unbekannter Ursache wieder aufgegeben, mit Schutt verfüllt und zugemauert.
Der Ostrisalit mit einem abgetrennten kleinen Raum und einem später angebauten Keller ist noch in den Grundmauern erhalten. Seine Funktion kann heute jedoch nicht mehr geklärt werden.
Von der zwischen den beiden Risaliten gelegenen Säulenhalle ist heute nichts mehr erhalten, da dieser bei den Bauarbeiten stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Grundrisse der Halle und aller weiteren bekannten Gebäudeteile sind aber heute durch Bodenplatten markiert, so dass man sich die Ausmaße des Gebäudes noch gut vorstellen kann. Von den Wirtschaftsgebäuden, Scheunen, Ställen und der Hofmauer, die es sicher gegeben hatte, ist heute nichts mehr erhalten.
Die Villa Rustica Durlach ist jederzeit frei zugänglich. Auf Infotafeln werden die einzelnen Gebäudeteile erklärt.
Lage: Grötzinger Str. 83, 76227 Karlsruhe-Durlach