In Güglingen wurden neben einem Vicus mit Resten von Streifenhäusern auch 2 Mithräen und eine Badeanlage gefunden. Diese werden sowohl am Originalfundort in einer Archäologischen Freilichtanlage als auch im Museum in Güglingen anschaulich präsentiert.
In der Zeit ab etwa 120 n. Chr. bestand in Güglingen eine Zivilsiedlung (vicus), die durch ihre verkehrsgünstige Lage ein zentraler Markt- und Handelsort der Umgebung wurde. Er war bis Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. bewohnt, wurde aber danach verlassen und gezielt in Brand gesteckt.
Die Ausgrabungen der Jahre 1999 bis 2005 brachten im südlich der Zaber gelegenen Industriegebiet „Ochsenwiesen“ zahlreiche Reste zu Tage: neben 2 Mithräen fand man auf einer Fläche von etwa 4,5 Hektar auch Reste von etwa 30 Streifenhäusern, mehrere Straßenzüge und eine Badeanlage.
Die Häuser waren meist aus Holz in Fachwerkbauweise errichtet und lagen mit der Front zur Straße hin, wo es einen überdachten Portikusgang gab. Vorne befanden sich Läden und Werkstätten, im rückwärtigen Teil Wohnräum, Keller und Herdstelle, während in den umzäunten Gartenparzellen z.B. Viehställe und Schuppen und in einigen auch Töpferöfen, Brunnen und Latrinen zu finden waren.
Teile der Ausgrabungen wurden der Öffentlichkeit am Originalort in einer Freilichtanlage zugänglich gemacht. Ein Fußweg beginnt am Mithräum I, das bereits 1999 ausgegraben wurde. Das etwa 17 Meter lange und 7,4 Meter breite Gebäude wurde ab Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. bis Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. genutzt. Heute sind hiervon nicht viel mehr als die Grundmauern sichtbar. Der Weg führt weiter über 7 Stationen mit Infotafeln, auf denen auf die 7 Weihegrade des Mithraskults (Rabe, Bräutigam, Soldat, Löwe, Perser, Sonnenläufer und Vater) und die ihnen zugeordneten Götter, Planeten und Symbole erklärt werden.
Schließlich erreicht man das Mithräum II, dessen Fachwerkbauweise heute in Teilen rekonstruiert und über dem Kultraum wieder aufgebaut wurde. Mit 15 x 5,80 Meter Fläche war dieses zwar kleiner als Mithräum I, besaß aber einen noch fast unversehrten Kultraum mit Altären, Kultgegenständen und Opfergaben und einer zwar eingestürzten, aber noch gut erhaltenen Deckenmalerei. Es wurde etwa ab 120 n. Chr. erbaut und in 3 Bauphasen bis Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. genutzt.
Neben angedeuteten Grundrissen von Streifenhäusern, einem eingefriedeten Hofbereich und einem rekonstruierten Brunnen ist ein weiteres Highlight das gut 55 Meter lange und 5 Meter hohe illustrierte Siedlungspanorama, das die Bewohner des Vicus bei ihren täglichen Verrichtungen zeigt und somit einen detailreichen Blick in den römischen Alltag erlaubt.
Das Museum in Güglingen komplettiert das Gesamtbild der römischen Siedlung in einer interessanten Ausstellung. Hier findet man die Funde aus den Ausgrabungen von Güglingen und Rekonstruktionen des Mithräums und eines Streifenhauses in Originalgröße.
Die Archäologische Freilichtanlage in Güglingen ist jederzeit frei zugänglich, während das Museum Güglingen von Mittwoch bis Freitag nur nachmittags, an Wochenenden und Feiertagen ganztägig gegen Eintritt geöffnet ist. Hier werden auch Führungen und Sonderausstellungen angeboten, nach Vereinbarung auch außerhalb der Öffnungszeiten für Gruppen.
Lage: Archäologische Freilichtanlage „Römischer Vicus und Mithräen von Güglingen“, Emil-Weber-Straße, 74363 Güglingen
Link: www.roemermuseum-gueglingen.de/website/de/freilichtanlage