Römisches Bad Wurmlingen

Römische Provinz: Germania Superior

Das Besondere an dieser römischen Ausgrabung ist, dass hier innerhalb der Steinruinen eines römischen Bades auch Spuren eines alamannischen Holzhauses gefunden wurden, das nach dem Abzug der Römer direkt in das römische Gebäude gesetzt wurde.

Schon bald nach der Besetzung der nördlich der Donau gelegenen Gebiete durch die Römer um 73/74 n. Chr. entstanden in dieser Region mehrere Gutshöfe (villa rustica), zu denen auch der von Wurmlingen gehörte.

Das Landgut wurde Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. in der Nähe einer Quelle zunächst in Fachwerkbauweise errichtet, wurde dann aber Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. neu in Stein gebaut. Es bestand aus einem etwa 21 x 29 Meter großen Wohngebäude, einem Wirtschaftsgebäude und einem 9,2 x 7,7 Meter großen Badegebäude, das aus Umkleideraum mit Kaltwasserbecken, Laubad, Warmbad und einer Heizanlage bestand.

Aufgrund der Nähe zur Kreuzung zweier Fernstraßen – der Kinzigtalstraße von Straßburg (Argentorate) über Rottweil (Arae Flaviae) zur Donau und der Donautalstraße von Hüfingen (Brigobannis) nach Günzburg (Guntia) – nimmt man an, dass der Gutshof in dieser Zeit auch als Herberge (mansio) und Pferdewechselstation (mutatio) diente – dies würde auch einige Funde erklären, die auf eine solche Nutzung hindeuten.

Etwa um 230 n. Chr. brannte das Wohnhaus nieder und wurde nicht wieder aufgebaut. Stattdessen nutzte man nun nur noch das Badgebäude, das man zu Wohnzwecken umbaute. Mitte des 3. Jahrhunderts wurde der Gutshof dann von den Römern endgültig verlassen.

Danach siedelten sich innerhalb der noch teilweise gut erhalten Mauern Alamannen an, die allerdings Holzbauten bevorzugten. Daher wurde eine Zwischenwand des Badegebäudes abgerissen und in die entstandene Fläche ein Speichergebäude aus Holz errichtet, für das man Pfostenlöcher in den römischen Estrich schlug. Diese gezielte Nutzung römischer Steingebäude durch die Germanen war vermutlich nicht ungewöhnlich, konnte bisher aber nur hier in Wurmlingen nachgewiesen werden.

Bei der Planung eines Neubaugebietes wurde die Gutsanlage erstmals 1989 entdeckt, ab 1993 ausgegraben und anschließend mit einem Schutzbau überbaut. In diesem befindet sich heute auch eine kleine Ausstellung mit Fundstücken und anschaulichen Infotafeln zur römischen und alamannischen Geschichte. Neben einer Pantherfibel und einem Adlerkopf-Aufsatz eines römischen Reisewagens wurde auch ein gut erhaltener römischer „Gullydeckel“ gefunden, der in den Fußboden des Badegebäudes eingelassen war.

Seit 1998 ist das römische Bad, das zur Teilstrecke Neckar-Hochrhein der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ gehört, jeden Sonntag Nachmittag oder nach Vereinbarung der Öffentlichkeit zugänglich. Die Ausgrabung kann aber auch gut von außen eingesehen werden. Der Förderverein Römisches Bad e.V. veranstaltet neben den Führungen auch Ferienprogramme für Kinder.

Lage: Römisches Bad Wurmlingen, Etterweg 3, 78573 Wurmlingen

Links: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/24/; www.schutzhaus-wurmlingen.de/