Die kleine, aber kompakt gebaute und teilweise noch gut erhaltene Badeanlage und ein Teil des dazugehörenden Gutshofs liegen direkt am Fuß des Weinsbergs und gehören zu den ältesten römischen Bauwerken, die man derzeit in Baden-Württemberg besichtigen kann.
Nachdem der Limes Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. vom Neckar Richtung Osten bis nach Öhringen verschoben wurde, entstanden nun im neu gewonnenen Gebiet zahlreiche Gutshöfe (villa rustica). Die Villa Rustica von Weinsberg mit angeschlossenem Bad wurde um 175 n. Chr. erbaut, im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und erweitert, aber nur knapp 100 Jahre bewirtschaftet. Denn als der Limes etwa 260 n. Chr. nach zahlreichen Alamanneneinfällen endgültig aufgegeben und die neue Grenze zum Rhein zurückverlegt wurde, wurden viele römische Gebäude zerstört oder brannten ab. In späterer Zeit wurden sie dann oft als Steinbruch genutzt und gerieten so in Vergessenheit.
1906 wurde die etwa 14 x 15 Meter große Badruine entdeckt und anschließend ausgegraben. Obwohl bei späteren Zufallsgrabungen noch weitere römische Reste gefunden wurden, glaubte man zunächst, eine öffentliche Badeanlage gefunden zu haben, bis dann bei weiteren Ausgrabungen 1977 südöstlich des Badgebäudes der dazugehörende Gutshof entdeckt wurde. Beide Gebäude wurde anschließend restauriert und die Badeanlage mit einem Schutzbau überdacht.
Ein großer Teil der Gebäude, wie z.B. Ställe und Scheunen, sind noch nicht entdeckt oder liegen unter der aktuellen Bebauung, so dass die gesamte Ausdehnung der Villa Rustica nur teilweise bekannt ist. Auch sind heute viele Mauern, vor allem die des Hauptgebäudes, zerstört oder nur noch unvollständig vorhanden. Allerdings sind bei der Badanlage die Hypokausten der Wände und Fußböden, aber auch einige Mauern und die beiden Wasserbecken teilweise noch sehr gut erhalten, so dass man einen guten Eindruck über die Anlage bekommt.
Vom Hauptgebäude ist heute nur ein Teil der Front mit einem unterkellerten Eckrisaliten sichtbar, hinter dem die teilweise mit Fußbodenheizung ausgestatteten Wohnräume lagen. Ein überdachter Säulengang führte vom Eckrisaliten zum Badgebäude.
Das Bad betrat man über einen Umkleideraum (apodyterium) bzw. Kaltbaderaum (frigidarium) mit kleinem halbkreisförmigen Kaltwasserbecken, dem ein Laubad (tepidarium) gegenüberlag. Ein Durchgang führte vom Apodyterium ins Warmbad (caldarium) und weiter in einen beheizten Raum mit Wasserbecken. Dieser oder der danebengelegene weitere Raum dienten vermutlich als Schwitzbad (sudatorium). Im Anschluss daran lag der Heizraum (praefurnium), während sich die Latrine neben dem Eingang befand, wo auch die Entwässerung des Kaltwasserbeckens lag. Im Apodyterium wurde eine (kopflose) Statue einer Fortuna Balnearis gefunden, die heute im Museum in Weinsberg zu sehen ist, außerdem sind noch Säulenreste des Verbindungsgangs und einige Reliefs vor Ort zu sehen.
Der Gutshof und die Badruine sind jederzeit frei zugänglich.
Lage: Römischer Gutshof und Römerbad von Weinsberg, Leiblingstraße, 74189 Weinsberg
Link: www.weinsberg.de/freizeit-und-kultur/museen-und-austellungen/roemischer-gutshof-mit-badruine