Köngen (Grinario) war einst einer der wichtigsten Orte östlich des Rheins, da hier die Straße von Windisch und die Straßen nach Augsburg und Mainz zusammentrafen und sich hier ein Übergang über den Neckar befand. Der Name des Ortes kommt aus dem Keltischen „grinnos“ oder “grennos“, was als „Bärtiger Mann“ übersetzt werden kann.
Köngen, das römische Grinario, lag am Ende der von Südwesten kommenden Straße von Windisch (Vindonissa). Nach Norden führte die Straße weiter nach Mainz (Mogontiacum), nach Südosten überquerte sie den Neckar und verlief weiter nach Augsburg (Augusta Vindelicorum).
An dieser strategisch günstigen Stelle wurde um 90-95 n. Chr., als die römische Herrschaft bis an den Neckar vorrückte, ein 160,5 x 151 m (2,4 ha) großes Kohortenlager angelegt. Hier war eine unbekannte teilberittene Hilfskohorte (cohors quingenaria equitata) mit ca. 500 Mann stationiert, die den wichtigen Neckarübergang sicherte. Das Lagerdorf, das durch Inschriften und einen gefundenen Meilenstein als Grinario identifiziert werden konnte, entstand etwa um die gleiche Zeit oder nur wenig später.
Zunächst wurde das Militärlager als Holz-Erde-Kastell angelegt, das dann zwischen 110 und 120 n. Chr. mit einer Umwehrung aus Stein und 2 Spitzgräben verstärkt wurde. Die 4 doppeltorigen Lagertore waren mit je 2 Türmen flankiert und es gab 4 Eck- und 10 Zwischentürme. In der Mitte lag das Stabsgebäude (principia) mit Exerzierhalle und Fahnenheiligtum (aedes), daneben auf der einen Seite das Wohnhaus des Kommandanten (praetorium), auf der anderen das Lagerlazarett (valetudinarium) und ein Speicher (horreum). Auf dem restlichen Gelände lagen die Mannschaftsbaracken und die Ställe. Das Haupttor (porta praetoria) war Richtung Neckar ausgerichtet.
Im westlich und südwestlich des Kastells gelegenen Lagerdorf lebten während seiner größten Ausdehnung von etwa 20-22 ha rund 1500 Menschen, größtenteils in Streifenhäusern aus Fachwerk. Neben den Angehörigen der Soldaten gab es hier vor allem Händler und Handwerker, die z.B. Metallwerkstätten und Töpfereien betrieben. Zudem boten Bäckereien und Gastbetriebe ihre Dienste an und es gab mehrere Heiligtümer.
Als der Limes zwischen 150 und 155 n. Chr. Richtung Norden versetzt wurde, war das Kastell militärisch nicht mehr von Bedeutung und wurde aufgegeben. Dennoch blieb das Lagerdorf weiter bestehen und auf dem offengelassenen Kastellgelände wurde u.a. ein öffentliches Bad errichtet. Erst Mitte des 3. Jahrhunderts wurde auch das Dorf während der Alamannenüberfälle zerstört und daraufhin verlassen.
Bereits 1782-1786 fanden erste Ausgrabungen im Auftrag des Herzogs Karl Eugen von Württemberg statt, nachdem beim Pflügen auf dem „Burgfeld“ Münzen gefunden wurden. Bei systematischen Ausgrabungen durch die Reichslimeskommission wurde 1896 das kurz vorher lokalisierte Kastell mit Wehrmauer, Principia, Praetorium und Speicher und das Zivilbad ausgegraben. Der Wiederaufbau des südlichen Eckturms erfolgte nach Ende der Ausgrabungen im Jahr 1911.
Der heutige Römerpark und das Römermuseum wurden 1988 eröffnet. Die Umwehrung und die Türme sind dabei auf dem ehemaligen Kastellgeländes durch Büsche und Bäume markiert. Die Wege folgen den ehemaligen Haupt-Lagerstraßen, die Gebäude (das Stabsgebäude, das Bad und eine Mannschaftsbaracke) sind durch Pflasterungen markiert. Auf dem Gelände sind insgesamt 23 Kopien von Steindenkmälern und die Nachbildung einer Jupiter-Gigantensäule verteilt und es wurden Obstbäume gepflanzt, die es schon zu Römerzeit gab. Im rekonstruierten Eckturm ist eine kleine Ausstellung zur Militärgeschichte untergebracht.
Beim Bau des Museumspavillons wurde das Fundament eines Zwischenturms in das Gebäude integriert. Eine Dauerausstellung informiert über die Geschichte des Kastells und der Siedlung. Zu den Hauptattraktionen gehören dabei ein Mithrasrelief, dessen untere Ecke im Originalzustand zu sehen ist, und ein Hochrelief der Göttin Epona. Außerdem sind die Funde aus dem Kastell und dem Vicus Grinario ausgestellt. Im Obergeschoss sind eine Diashow und wechselnde Sonderausstellungen zu sehen, z.B. zur „Varusschlacht“ (2016), die in einem Diorama aus Zinnsoldaten nachgestellt wurde, oder zum „Römischen Leben am Neckar und auf der Alb“, für das Alltagsszenen aus LEGO nachgebaut wurden (2020).
Der Römerpark, der zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ gehört, ist jederzeit frei zugänglich. Das Museum ist zwischen April und Oktober von Dienstag bis Donnerstag, an Feiertagen und an 2 Sonntagen im Monat gegen eine geringe Eintrittsgebühr geöffnet. Es können Führungen gebucht werden und es finden diverse Projekttage statt. Alle 2 Jahre finden im Römerpark die Köngener Römertage statt.
Lage: Römerpark Köngen, Altenbergweg 3 (Zufahrt über Ringstraße), 73257 Köngen