Die villa urbana in Heitersheim gehört zu den frühesten bekannten Villenanlagen auf der rechten Rheinseite. Sie wurde im Stil einer italienischen Landvilla errichtet und bestand aus einem Herrschaftsbereich (pars urbana) und einem davon mit einer Portikushalle abgetrennten Wirtschaftsbereich (pars rustica).
Die römische villa urbana von Heitersheim war ein rund 5,5 ha großes, mit einer Mauer umfasstes Landgut und bewirtschaftete eine landwirtschaftliche Fläche (fundus) von rund 2000 ha. Eine parallel zum Rhein verlaufende Fernstraße lag nur ca. 2 km entfernt, so dass der die hier produzierten Güter leicht verkauft werden konnten.
Der prächtige Gutshof auf einem axialsymmetrisch angeordneten Gelände bestand aus 2 Bereichen. Es gab einen Wirtschaftsbereich (pars rustica), in dem sich das Haus des Verwalters (vilicus), die Häuser der Sklaven und Bediensteten, die Wirtschaftsgebäude und Werkstätten sowie die landwirtschaftlichen Bereiche befanden. Mit einer Mauer davon abgetrennt lag der ca. 1,35 ha große Herrschaftsbereich (pars urbana) mit einem prächtigen Wohngebäude, einem separaten Badegebäude und einer parkähnlichen Gartenanlage (hortus). Er wurde von den Besitzern bewohnt, die ihn aber oft nur als Ferien- oder Sommerdomizil nutzten.
Es konnten über die rund 150-jährige Nutzungszeit des Gutes insgesamt 5 Bauphasen nachgewiesen werden. Das erste Herrenhaus, ein etwa 20 x 25 m (500 m²) großer Holzbau, wurde bereits um 30 n. Chr. errichtet und bestand aus einem um einen Binnenhof gruppierten zweiflügligen Gebäude.
In einer 2. Bauperiode ab ca. 70 n. Chr. wurde das Holzgebäude dann durch ein ca. 750 m² großes Fachwerkgebäude auf Steinsockeln ersetzt, das im Stil einer italienischen Landvilla gestaltet war. In den Werkstätten des Wirtschaftsbereichs wurde Metall verarbeitet und Keramik produziert. Auf gefundenen Keramikscherben befanden sich Stempel, die vielleicht auf Besitzer des Landguts, Lucius Iulius Fontus, hinweisen.
Ab ca. 110 n. Chr. wurde in einer 3. Bauperiode ein auf 30 x 50 m (1500 m²) erweitertes Haupthaus komplett aus Stein errichtet. Als Trennung zwischen Herrschafts- und Wirtschaftsbereich diente im Westen eine 90 m lange Säulenhalle (porticus), an die sich ein Atriumbereich und ein von Säulen umgebener Innenhof (peristyl) mit einem 4,2 x 18,5 m großen Zierbecken anschloss. Die zu beiden Seiten neu errichteten Repräsentations- und Privaträume waren mit Mosaiken und Wandmalereien geschmückt. Außerdem kamen ein etwa 54 m² großer Keller und im Süden ein separates Badegebäude hinzu.
Um 150 n. Chr. wurden weitere Umbauten und Erweiterungen vorgenommen. Dabei wurde das Zierbecken wieder zugeschüttet und dieser Bereich in einen offenen Innenhof (peristyl) umgewandelt.
In der 5. und letzten Umbauphase um 180 n. Chr. wurde die Fläche des Gebäudes erneut auf ca. 50 x 60 m (3000 m²) vergrößert und ein neuer Repräsentationsflügel gebaut, der teilweise mit Fußbodenheizungen ausgestattet war. Das Landgut bestand so weitestgehend unverändert weiter, bis es etwa um 270 n. Chr. bei einem Brand zerstört und danach nicht wieder aufgebaut wurde.
Obwohl bereits im 19. Jahrhundert die Existenz römischer Mauern bekannt waren, brachten Zufallsfunde die Villa erst 1956 wieder ins Bewusstsein. Nach umfangreichen Sondierungen wurde das Projekt „Römervilla Heitersheim“ 1991 ins Leben gerufen und anschließend in mehreren archäologischen Grabungen freigelegt, konserviert und mit einem Schutzbau versehen, der seit 2001 das Römermuseum beherbergt. Die Ausgrabungen und Rekonstruktionen auf dem Gelände des Römerparks gehen jedoch immer noch weiter, auch eine nach antiken Vorbildern gestaltete Gartenlandschaft ist hierbei geplant.
Der Keller und das Zierwasserbecken aus der 3. Bauphase präsentieren sich heute in rekonstruierter Form im Schutzbau. Der Darstellung auf einem Delphin reitende Amor, der heute als Wasserspeier dient, wurde dabei optisch an eine in der Villa gefundene silberne Gewandspange (fibula) angelehnt. Neben einer großen Anzahl von Keramikscherben, Terra sigillata oder Tonlampen sind auch einige Schmuckstücke, Gewandspangen und Teile von Götterstatuetten aus Bronze ausgestellt und außerdem Reste der Fußbodenmosaike, Wandmalereien und Glasfenster.
Der Schutzbau des Römermuseums liegt in einer Parkanlage, in der die Ausmaße des Villengeländes anhand von Bäumen und Wegen im Gelände gekennzeichnet sind. Die Villa artis, in der heute ein Café und ein Kunstzentrum untergebracht sind, steht an der Stelle eines Speichergebäudes (horreum) und ist architektonisch an dieses angelehnt. Ein Römerspielplatz rundet den Römerpark ab.
Das Römermuseum der Villa urbana ist von April bis Oktober täglich außer montags geöffnet. Der Eintritt ist frei. Sonntags gibt es nachmittags eine öffentliche Führung, weitere Führungen können außerhalb der Öffnungszeiten vereinbart werden.
Lage: Römermuseum Villa Urbana Heitersheim, Johanniterstraße 89, 79423 Heitersheim