Der Keller dieses römischen Streifenhauses war nicht nur reich bemalt, er besaß auch eine Feuerstelle und man fand bei den Ausgrabungen mehrere Götterfiguren. Daher wurde er wohl nicht als Lagerkeller genutzt, sondern wahrscheinlich eher als Versammlungsraum einer Kultgemeinde.
In Sulz wurde auf einem Felssporn oberhalb des Neckars ab etwa 74 n. Chr. ein etwa 110 x 130 Meter großes Holz-Erde-Kastell zur Sicherung der Straße von Köngen (Grinario) nach Rottweil (Arae Flaviae) errichtet, das mit einer Kohorte von etwa 500 Mann (vermutlich der cohors XXIII voluntariorum civium Romanorum) besetzt war.
Im Zuge der Befestigung des Neckar-Limes wurde dieses Kastell schon bald etwas größer neu in Stein errichtet, außerdem entstand in der Nähe ein Lagerdorf (vicus), in dem Händler, Handwerker und Angehörige der Soldaten siedelten. Obwohl das Kastell aufgrund der Vorverlegung des Limes bereits um 90 n. Chr. wieder aufgegeben wurde, bestand die verkehrsgünstig an einer Wegekreuzung gelegene Zivilsiedlung noch bis etwa 260 n. Chr. weiter.
Die Häuser des Vicus waren vorwiegend Streifenhäuser aus Fachwerk, die mit der Schmalseite entlang der etwa 500 Meter langen Straße standen. In deren hinteren Bereichen befanden sich unter anderem Töpferöfen, Getreidemühlen, Brunnen und Werkstätten. Im Laufe der Jahre wurden sie meist durch Steinbauten ersetzt und Kellerräume ergänzt, wobei das Kastell als Steinbruch diente.
Die Reste des Vicus wurden zwischen 1967 und 1972 während der Erschließungarbeiten für ein Neubaugebiet ausgegraben. Unterhalb des „Streifenhauses Nr. 7“, das Ende des 1. oder Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet und im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut wurde, entdeckte man dabei einen etwa 7 x 8 Meter großen römischen Keller.
Der Kellerraum aus der Zeit um 150 n. Chr. ist für die Forschung interessant, denn seine Wände waren flächig bemalt, mit farbigen Linien in Felder unterteilt und mit pflanzlichen Motiven versehen. Zudem gab es mehrere Rundbogen-Nischen und – für römische Keller eher ungewöhnlich – eine Feuerstelle in der Ecke. Funde von Götterreliefs der Epona und des Merkur und einer Statue mit Merkur und Rosmerta im Keller legen nahe, dass es sich hier um einen Versammlungsraum einer Kultgemeinde, von Kaufleuten oder Händlern handelte.
Nach mehreren weiteren Grabungen und Untersuchungen wurde der Römerkeller 1993 mit einem achteckigen Schutzpavillon überbaut, der sich heute als kleines Museum mit Repliken von Grabungsfunden präsentiert. Neben dem Schutzbau befindet sich die Rekonstruktion eines 7,7 Meter tiefen, gemauerten Tiefbrunnens aus römischer Zeit.
Der Schutzbau des Römerkellers, der zur Teilstrecke Neckar-Alb der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ gehört und vom Kultur- und Heimatverein Sulz e.V. ehrenamtlich betreut wird, ist von außen jederzeit einsehbar. Die Ausstellung im Schutzbau ist zwischen Mai und Oktober an jedem 1. und 3. Sonntag im Monat oder nach Vereinbarung geöffnet.
Lage: Römerkeller Sulz am Neckar, Plettenbergstraße 2, 72172 Sulz am Neckar
Links: www.roemerstrasse.net/entdecken/route/16/; kuh-sulz.de/roemerkeller/