Museum Römerhaus Walheim

Römische Provinz: Germania Superior

Das muss man gesehen haben!

Das römische Streifenhaus von Walheim ist eines der besterhaltenen Stadthäuser nördlich der Alpen und gehörte vermutlich einem Händler. Leider ist nicht bekannt, welche Produkte hier verkauft wurden – allerdings müssen sie wertvoll gewesen sein, sonst hätte der Besitzer sich kein so aufwendiges Haus leisten können.

Walheim war ursprünglich eine militärisch geprägte Ansiedlung an der strategisch günstigen Lage nahe der Enzmündung in den Neckar. Ab ca. 90 n. Chr. wurde etwa an Stelle des heutigen Ortskerns das Kastell einer teilberittenen Kohorte von ca. 500 Mann erbaut. Zwischen 115 und 125 n. Chr. kam dann etwas weiter nördlich ein weiteres Numeruskastell hinzu. Zudem entstanden zwischen den beiden Kastellen eine Zivilsiedlung und ein Hafen am Neckar, die den Handel begünstigten.

Nach der Vorverlegung des Limes 159/160 n. Chr. vom Neckar etwa 30 km Richtung Osten wurden die Kastelle aufgegeben und zivil genutzt. Der Vicus wurde nun zu einem Handelszentrum für landwirtschaftliche Produkte ausgebaut, das mit ca. 4 ha Fläche etwa die Größe des heutigen Ortes erreichte. In den planmäßig angelegten Straßen und insulae entstanden zu beiden Seiten des Baumbachs Streifenhäuser mit Steinfundamenten, Kellern und Fachwerk- oder Steinwänden, in denen bis ca. 235/260 n. Chr. reger Handel getrieben wurde.

Der Vicus wurde 1980 beim Bau einer Neubausiedlung und einer Umgehungsstraße entdeckt. Bei den umfangreichen Rettungsgrabungen zwischen 1980 und 1988 konnten mehr als 30 Gebäude ausgegraben und dokumentiert werden. Da eines der Streifenhäuser (Gebäude 19) aus der Zeit um 160 n. Chr. noch ungewöhnlich gut erhalten war, wurde dieses auf den Originalmauern konserviert und mit einem Schutzbau versehen. Seit 1991 ist dieses als Museum Römerhaus Walheim eröffnet.

Bei diesem 40 x 14 m großen zweistöckigen Steingebäude im Zentrum des Vicus handelte es sich vermutlich um das Haus eines wohlhabenden Händlers, das im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut wurde. Welche Produkte hier verkauft wurden, lässt sich nicht mehr nachweisen, aber vielleicht waren es hochwertige Metallwaren, sonst hätte sich der Besitzer das große und aufwendig gebaute Haus kaum leisten können.

Im vorderen Bereich lag hinter dem Portikus eine große Halle, die als Verkaufsraum diente. Von hier führte eine Treppe in den großen Kellerraum, der vielleicht ein Vorratsraum für Waren wie Olivenöl, Fischsauce oder Wein war und in dem ein großer Steintisch stand. Dieser Kellerraum ist heute noch in einem außergewöhnlich guten Zustand.

Am Ende der Halle lagen hinter einer Schiebtür die Wohn- und Lagerräume, die über einen mit großen Steinplatten ausgelegten Hof verbunden waren. Hier befanden sich ein Wohnraum mit Fußbodenheizung und eine Küche mit Backofen und Herdstelle, dahinter lagen ein Speicher und ein (Pferde-)Stall und davor ein Brunnen. Man kann heute noch gut die verwendeten großen Pflastersteine und die Abflussrinne des Hofs erkennen.

Das Streifenhaus lässt sich über einen Rundgang gut erkunden und Schautafeln erklären die Funktion der Räume. In der 2018 neu konzipierten Dauerausstellung sind die Funde aus den Grabungskampagnen der beiden Kastelle und des Vicus ausgestellt (z.B. Schmuck, Würfel, Götterbilder, Gefäße, Architekturteile). Die vor dem Museum aufgestellte Kopie einer 6 m hohen Jupitergigantensäule wurde 1967 im Ort gefunden und ist eine beliebte Kopie, die in vielen weiteren Römerstätten nachgebildet wurde. Die Originalteile befinden sich im römischen Lapidarium Stuttgart und im Limesmuseum Aalen.

Das Römerhaus Walheim ist ein Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums (alm) in Konstanz und ist von April bis Oktober samstags, sonntags und an Feiertagen gegen geringe Eintrittsgebühr geöffnet. Es werden Führungen und Themenführungen angeboten (Anfrage bei der Gemeindeverwaltung Walheim), zudem gibt es wechselnde Sonderausstellungen, Museumstage oder Kindernachmittage.

Lage: Museum Römerhaus Walheim, Römerstraße 16, 74399 Walheim

Link: www.roemerhaus.com