Das Kleinkastell Rötelsee ist typisch für ein in der späten Phase des Limes erbautes Kleinkastell. Es diente – ähnlich wie die Limestürme – der Überwachung und Kontrolle der Grenze. Die Mannschaft bestand vermutlich aus einer Abordnung des nahegelegenen Kastells in Welzheim.
Gut 1,5 km nördlich der beiden Welzheimer Kastelle, dem West- bzw. Alenkastell und dem Ostkastell, und 40 m neben dem Limesverlauf auf einer kleinen Anhöhe liegt das Kleinkastell Rötelsee.
Es ist mit einer Größe von etwa 18 x 18 m (ca. 325 m2) und einer Besatzung von 10-20 Mann ein typisches Kleinkastell am Obergermanischen Limes. Es wurde in einer späteren Ausbaustufe des Limes errichtet – entweder gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. oder auch erst nach den ersten Germanenüberfällen um 233 n. Chr. – und wurde nach dem sogenannten „Limesfall“ um 260 n. Chr. aufgegeben.
Die Kastellumwehrung bestand aus Stein und besaß einen innenliegenden Wehrgang aus Holz. Ein 2 Meter breiter Spitzgraben schützte das Kastell nach außen und der einzige, turmlose Eingang ist zum Limes hin ausgerichtet. Die Innenbebauung bestand aus 3 hufeisenförmig um einen gepflasterten Innenhof angeordneten Holzbauten mit je 3 Räumen. Da es kein Fahnenheiligtum gab, war hier keine eigene militärische Einheit, sondern vermutlich eine Abordnung aus dem Kastell in Welzheim stationiert.
Wegen der geringen Besatzung und Größe war das Kastell nicht zur Verteidigung des Limes geeignet, diese Funktion übernahmen in der Regel die in der Nähe gelegenen Limeskastelle. Vielmehr wurde hier wahrscheinlich ein Limesdurchgang bewacht und kontrolliert.
Das Kastell wurde 1974 ausgegraben, die Kastellumwehrung konserviert und die Lage der Innenbebauung durch Steinplatten visualisiert. Die Ausgrabungen brachten auch Erkenntnisse über den Limesverlauf neben dem Kastell. Südlich davon auf dem Ortsgebiet von Welzheim ist der genaue Verlauf jedoch unsicher und kann erst südlich des Ortes wieder eindeutig nachgewiesen werden. Würde man die bisher gesicherten Limesteile verbinden, würde jedoch das Ostkastell außerhalb des Römischen Reiches liegen – was ziemlich unwahrscheinlich ist. Obwohl sich Welzheim am schnurgeraden Limesverlauf befindet, nahm der Limes daher südlich des Kleinkastells wohl einen kleinen Umweg und verlief wahrscheinlich etwas östlicher direkt am Ufer der Lein.
Das Kleinkastell Rötelsee ist seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“ und ist jederzeit frei zugänglich. Ein Nachbau einer Limespalisade mit Graben liegt etwa 200 m südlich des Kastells an einer nachgewiesenen Stelle.
Lage: An der Murrharder Straße, 73642 Welzheim (Parkmöglichkeit auf dem Parkplatz am Kreisverkehr am nördlichen Ortsausgang von Welzheim. Etwa 150 m nördlich davon zweigt ein Feldweg zum Kastell ab. Der Weg vom Parkplatz ist ausgeschildert)