Die Reste einer römischen Peristylvilla liegen unter denen der karolinischen Kirche St. Johannes. Die Lage am Südende der Römerstadt und direkt an der wichtigen Handelsstraße Via Claudia Augusta deuten darauf hin, dass es sich hier entweder um die Stadtvilla eines Händlers oder um eine Herberge handelte.
Nur wenige Schritte südlich des Augsburger Doms befinden sich in einer Ausgrabungsstätte die Reste einer römischen Peristylvilla. Diese entstand wohl im frühen 2. Jahrhundert n. Chr. im Zuge der umfangreichen Bautätigkeiten, die nach der Erhebung zur Stadt Aelia Augusta (auch Municipium Aelium Augustum) stattfanden. Die Villa wurde bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. genutzt und in dieser Zeit mehrfach umgebaut und erweitert.
Der etwa 38 Meter breite zweiflügelige Bau besaß mehrere Räume und einen nach Osten ausgerichteten und hufeisenförmig von Säulengängen begrenzten Eingangshof. Im Norden befand sich ein Badegebäude und an der Nordostecke ein Anbau, der wohl gewerblich genutzt wurde. Da die meisten Räume mit Fußbodenheizung ausgestattet waren und das Haus am Südende der Stadt direkt an der Via Claudia Augusta lag, könnte es sich hierbei um das Haus eines wohlhabenden Händlers oder um eine Herberge (mansio) gehandelt haben.
Im 3. Jahrhundert wurde das Gebäude im Norden durch weitere Räume ergänzt und im Osten eine große Halle angebaut, so dass der Innenhof nun von allen Seiten umschlossen war und an eine Peristylvilla aus dem Mittelmeerraum erinnerte.
Auch im 4. Jahrhundert wurde die Villa nochmals vergrößert und erhielt im Osten einen Apsidenraum und im Südwesten einen großen Raum mit Brunnen, der vielleicht schon in dieser Zeit als frühchristliche Taufstätte verwendet wurde. Das Badegebäude im Norden wurde durch einen Raum mit Apsis ersetzt, der möglicherweise als frühchristliche Kirche diente.
Im frühen Mittelalter wurde im 6./7. Jahrhundert n. Chr. über den Resten des südlichen Teils der Villa eine christliche Kapelle errichtet. An diese schloss im Westen ein Baptisterium an, in dem der römische Brunnen als Taufbrunnen weiterverwendet wurde. Diese Gebäude wurden jedoch im 10. Jahrhundert n. Chr. abgerissen und durch die Tauf- und Friedhofskirche St. Johann ersetzt, die südlich des Augsburger Doms innerhalb des Domfriedhofs errichtet wurde. Sie wurde 1808 abgebrochen, als man den Domvorplatz planierte. Ihre Fundamente wurden bei den Ausgrabungen zwischen 1929 und 1931 konserviert und sind heute als Ziegelmauern sichtbar.
Der nördliche Teil des römischen Peristylhauses liegt heute unter dem Domvorplatz verborgen, vom südlichen Teil sind heute nur noch die Grundrisse als doppelte Pflasterreihe innerhalb der jederzeit frei zugänglichen Ausgrabung von St. Johannes markiert.
Lage: Römische Grabungsstätte, Peutingerstraße 10/Domvorplatz, 86152 Augsburg