Der Legionärspfad in Windisch besteht aus 11 Stationen, die an den Originalschauplätzen des römischen Militärlagers Vindonissa inszeniert wurden. Da das Legionslager kaum überbaut wurde, konnten hier noch einige Reste von Gebäuden und Lagertoren restauriert werden.
Ursprünglich lag hier am Zusammenfluss von Aare und Reuss eine keltische Siedlung, bei der um 15 v. Chr. nach den Alpenfeldzügen unter Kaiser Augustus ein römischer Militärstützpunkt entstand. Dieser wurde dann unter Kaiser Tiberius von der Legio XIII Gemina zu einem etwa 20 Hektar großen Legionslager für rund 6000 Legionäre ausgebaut, dessen Holzbauten um etwa 45 n. Chr. von der Legio XXI Rapax durch Steingebäude ersetzt wurden. Außerhalb des Lagers entstand zudem ein etwa 45 Hektar großes Lagerdorf (canabae legionis) mit rund 10000 Einwohnern, das neben Forum, Bädern, Herbergen und Tempeln auch ein Amphitheater besaß.
Ab 69 n. Chr. wurde Vindonissa zum Standort der Legio XI Claudia, die jedoch 101 n. Chr. durch die Vorverlegung des Limes nach Norden verlegt wurde. Es blieb nun nur noch ein kleiner militärischer Außenposten zurück und ein Teil der Zivilbevölkerung siedelte sich innerhalb der Lagermauern an. Als der Rhein um 270 n. Chr. nach dem Limesfall wieder die Nordgrenze des Reiches bildete, wurde westlich des Legionslagers im heutigen Altenburg ein etwa 0,3 Hektar großes Kastell (Castrum Vindonissense) errichtet, das als Teil des Donau-Iller-Rhein-Limes bis etwa 401 n. Chr. bestand.
Zahlreiche Ausgrabungen auf dem im Laufe der Zeit nur wenig überbauten Lagergelände brachten einige gut erhaltene römische Funde zutage, deren Spuren man seit 2009 auf dem Legionärspfad Vindonissa mit seinen 11 Stationen folgen kann.
Der Pfad beginnt am Gästezentrum, wo sich auch die Legionärsunterkünfte (contubernia) befinden. Jede der beiden originalgetreu nachgebauten Baracken besteht aus jeweils 10 Stuben, in denen jeweils 8 Soldaten untergebracht waren und in denen man heute sogar übernachten kann.
Weiter geht es zum Westtor (porta principalis), von dem noch die Grundmauern der 2 achteckigen Tore und der Torbau zu sehen sind. Die nächste Station ist der ursprünglich etwa 5 Kilometer lange, verzweigte Abwasserkanal (cloaca maxima), von dem noch ein auf etwa 20 Meter Länge begehbares Teilstück des 1 Meter breiten und 2 Meter hohen Sammelkanals erhalten ist.
Am Nordtor (porta decumana) lag eine zur Aare hin abfallende Böschung, an der man den Abfall entsorgte. In dem 18 Meter hohen und 200 Meter langen Müllberg konnten viele wichtige Funde geborgen werden. Nach nur wenigen Schritten gelangt man zu einem öffentlichen Bad (balneum) aus der Zeit um 100 n. Chr., in dem noch einige gut erhaltene Wandmalereien zu bewundern sind.
In der Nähe des ehemaligen Stabsgebäudes (principia) liegen die Reste eines 1100 Quadratmeter großen Hauses, das einem ranghohen Offizier – vielleicht sogar dem Centurio der Legion – gehört haben könnte. Hier hat sich neben einigen Grundmauern noch der etwa 10 Quadratmeter große Herd der Offiziersküche (culina centurionis) erhalten.
Das Südtor (porta praetoria) mit den beiden etwa 15 Meter hohen Türmen war das Haupttor des Lagers und ist heute im modernen Stil nachgebaut. Durch dieses Tor verlief die Via Praetoria, auf der die Legionen das Lager in geordneter Formation in die Schlacht zogen.
Die etwa 2400 Meter langen Wasserleitung (aquaeductus), die das im Süden des Lagers gesammelte Grundwasser in Ton- und Bleiröhren in das Lager transportierte, war noch bis 1897 die einzige Trinkwasserversorgung von Windisch und ist sogar heute noch in Betrieb. Das ebenfalls außerhalb des Lagers gelegene Amphitheater (amphitheatrum) wurde in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. für etwa 11000 Zuschauer erbaut.
Im Lager gab es ab der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. auch ein 4500 Quadratmeter großes Lazarett (valetudinarium) mit etwa 60 Krankenzimmern, in denen jeweils etwa 5 Betten standen. Anstelle des ursprünglichen Steinbaus steht hier heute ein Feldlazarett, in dem neben chirurgischen Instrumenten auch von den römischen Ärzten genutzte Heilkräuter und Salben gezeigt werden.
Als letzte Station wurde das ursprünglich im Zentrum des Lagers errichtete Fahnenheiligtum (aedes) rekonstruiert. In diesem zentralen Kultort wurden die Feldzeichen, Standarten, das Abbild des Kaisers und der Goldene Adler der Legion, aber auch die Legionskasse aufbewahrt.
Der Legionärspfad Vindonissa gehört zur Teilstrecke Neckar-Aare der „Römerstraße Neckar-Alb-Aare“ und ist zwischen April und Oktober täglich außer Montag gegen Eintritt geöffnet. Es gibt Audioguides und zahlreiche Veranstaltungen, wie Spiel- und Themen-Touren, Familientage, Führungen, Übernachtung in der Legionärsunterkunft oder Koch- und Schmiedekurse.
Lage: Legionärspfad, Römerlager Vindonissa, Königsfelderstrasse 265, 5210 Windisch, Schweiz
Links: www.museumaargau.ch/legionaerspfad; www.vindonissapark.ch