Der Römerturm in Butzbach ist eine der ältesten Rekonstruktionen eines römischen Wachtturms und wurde nach den damaligen wissenschaftlichen Erkenntnissen erbaut, die heute teilweise widerlegt sind. Er stellt jedoch ein wichtiges Zeugnis aus den Anfängen der archäologischen Forschungen am Limes dar.
Auf dem Schretzerberg bei Butzbach wurden 1898 die Reste von zwei nebeneinanderliegenden Limestürmen gefunden und ausgegraben. Der ältere dieser Türme wurde vor der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. als Holzturm errichtet, und war von einem heute noch gut erkennbaren Ringgraben umgeben. Nur wenige Jahre später, Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr., entstand direkt neben dem Holzturm ein ebenfalls mit einem Graben umgebener Neubau aus Stein, dessen Grundmauern heute konserviert sind.
Der Wachtposten WP 4/33 war Teil des westlichen Wetteraulimes und lag gut 1 km westlich eines heute nicht mehr sichtbaren Kohortenkastells aus der Zeit um 90 n. Chr., das bis etwa 260 n. Chr. bestand. Durch seine Lage auf dem Schretzerberg hatten die Wachsoldaten einen guten Blick hinunter in die Wetterau und konnten so den in der Nähe gelegenen wichtigen Grenzübergang überwachen. Der Limeswall lag direkt westlich hinter dem Turm und bestand aus mehreren Gräben und einer Holzpalisade, die heute auf ein paar Metern Länge rekonstruiert wurden.
Bereits 1900 wurde über dem Standort des älteren Holzturms eine Rekonstruktion errichtet, die zu den ältesten am Limes zählt. Allerdings war der Wissensstand damals noch recht dürftig, so dass man einen zweistöckigen Fachwerkturm errichtete mit einer um das obere Stockwerk umlaufenden Galerie und einem mit Ginsterbüscheln gedeckten Dach. Eine Palisade aus Holz wurde innerhalb des Ringgrabens errichtet.
Nach dem teilweisen Verfall dieser erster Turmrekonstruktion ersetzte man diese 1957 durch einen Neubau in Holz-Lehmbauweise mit einem mit Schindeln gedeckten Dach, der nach kleineren Anpassungen und stetigen Instandsetzungen noch heute zu sehen ist.
Allerdings entspricht auch dieser Turm nicht den heutigen Erkenntnissen, denn heute weiß man, dass römische Wachttürme 7 bis 9 Meter hoch waren und drei Stockwerke besaßen. Der Zugang erfolgte über eine Leiter in das mittlere Stockwerk, das als Schlafkammer diente. Im oberen Stockwerk, das oft eine Galerie besaß, befand sich dann der eigentliche Wachtraum. Der Graben diente nicht als Schutz sondern nur zur Entwässerung.
Die Turmstelle WP 4/33 ist jederzeit frei zugänglich, der Turm kann allerdings nur von außen besichtigt werden.
Lage: Römerturm am Schrenzerberg, Hildegard-Clement-Schneise, 35510 Butzbach