Vom Kastell Würzberg, das am älteren Odenwaldlimes lag, sind nur noch wallartige Erhebungen im Gelände zu erkennen. Das zum Kastell gehörende Römerbad aber gehört zu den besterhaltenen Kastellbädern am Odenwaldlimes.
Das Kastell in Würzberg, von dem man noch die Umrisse gut als Wall im Gelände erkennen kann, war etwa 74 x 81 Meter (6 Hektar) groß und war mit einer noch nicht identifizierten Numeruseinheit von etwa 160 Mann bemannt. Es stammt aus trajanischer Zeit um 100 n. Chr. und wurde zunächst als Holz-Erde-Kastell errichtet. Um die frühe Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurden die Mauern mit Steinen erneuert. Spätestens 159 n. Chr. wurde das Kastell bereits wieder aufgegeben, da der Limes zu dieser Zeit Richtung Osten vorverlegt und das Kastell daher nicht mehr benötigt wurde.
Das Kastell geriet jedoch auch nach seiner Aufgabe nicht ganz in Vergessenheit und war in Aufzeichnungen des Mittelalters immer noch als „vulline burch“ bekannt. Erste Ausgrabungen der Neuzeit fanden dann Anfang des 19. Jahrhunderts durch den altertumsinteressierten Graf Franz I. zu Erbach-Erbach statt, der jedoch viele der hier aufgefundene Steine in den Englischen Garten Eulbach bringen ließ, um dort nach seinen Vorstellungen römische Mauern und Kastelltore nachzubilden.
Mehrere weitere Grabungen, unter anderem 1895 durch die Reichslimeskommission und weitere wissenschaftliche Untersuchungen und Konservierungen im Jahr 1963 und 1982, brachten weitere Erkenntnisse zu den verschiedenen Bauphasen, den Außenmauern und den 3 Toren, von der Innenbebauung und dem Lagerdorf wurden aber nicht mehr viele Reste gefunden.
Im Kastellbad konnte man jedoch die Funktionsweise noch sehr gut nachvollziehen. Es ist im Reihentypus angelegt, d.h. man betrat das Bad im Norden, wo der heute nicht mehr sichtbare, als hölzerner Vorbau ausgestaltete Umkleideraum (apodyterium) lag. Der erste Raum des Steinbaus war das Kaltbad (frigidarium), an das links ein Kaltwasserbecken und rechts ein kreisförmiges Schwitzbad (sudatorium) mit eigenem Heizraum (praefurnium) angebaut war. An das Frigidarium schloss dann zunächst ein Laubad (tepidarium) mit seitlich angefügter Wanne und dann das Heißbad (caldarium) mit einer großen Warmwasserwanne an. Dahinter lag der Heizkanal und das Präfurnium.
Das Römerbad Würzberg ist jederzeit frei zugänglich. Etwa 1 km südlich vom Ort Würzberg zweigt an der K45 Richtung Breitenbuch rechts an einer Straßenkurve ein kleiner mit „Römerbad“ ausgeschilderter Weg ab. Nach etwa 500 Metern gelangt man zu Fuß über einen Forstweg rechts nach etwa 250 Metern zum Römerbad.
Lage: Kastell & Römerbad Würzberg, an der K45, 64720 Michelstadt