Im Inneren der Piscina Mirabilis kommt man sich vor wie in einer unterirdischen gotischen Kathedrale. Ihren heutigen Namen, den man als „wundersames Wasserbecken“ übersetzen kann, erhielt das Bauwerk jedoch erst im 14. Jahrhundert n. Chr. vom toskanischen Dichter Francesco Petrarca.
Die Piscina Mirabilis bildete das Ende der Aqua Augusta, des von Kaiser Augustus um 35 v. Chr. errichteten Aquädukts, das ganz Kampanien mit Wasser versorgte. Von der Quelle, die sich bei Serino auf einer Höhe von 376 Metern über dem Meeresspiegel befand, legte das Wasser eine Strecke von knapp 100 Kilometern zurück, bis es am Ende auf einer Höhe von 10 Metern über dem Meeresspiegel im antiken Ort Bauli (dem heutigen Bacoli) ankam.
Das kurz vor Misenum auf einem Hügel errichtete, teilweise in den Tuffstein gegrabene und aus Ziegeln aufgemauerte Trinkwasserreservoir war etwa 72 Meter lang, 25 Meter breit und 15 Meter hoch und hatte ein Fassungsvermögen von etwa 12.600 Kubikmetern Wasser. Die Tonnengewölbedecke der viereckigen Halle ruhte auf 48 wuchtigen Säulen, die in 4 Reihen zu jeweils 12 Säulen angeordnet waren und ähnelte einer unterirdischen Kathedrale. Die Wände waren mit wasserdichtem Mörtel (opus signinum) verputzt und die obere Abdeckung bestand aus einem Pflaster aus Gussbeton (opus caementicium), das zusätzlich mit opus signinum verputzt war.
Es gab zwei Eingänge: den heutigen Eingang im Nordwesten und einen weiteren im Südosten, von denen aus man über Treppen in die Zisterne hinuntergelangte. Das Wasser wurde über Rohre in die Zisterne eingeleitet und über mechanische Pumpen an die Verteilerstationen im Ort verteilt. Damit man die Zisterne regelmäßig reinigen konnte, befand sich in der Mitte ein gut 1 Meter tiefes Absetz- und Entwässerungsbecken (piscina limaria), über das man das Restwasser ablassen konnte.
Das Bauwerk gilt als die wohl größte antike römische Zisterne und versorgte neben dem Militärhafen von Misenum auch die luxuriösen Villen der Gegend. Nach einer rweiterung zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. blieb sie bis ins 4. oder 5. Jahrhundert n. Chr. in Betrieb.
Da sich die Piscina Mirabilis in privatem Besitz befindet und nur an Wochenenden zu fixen Zeiten und nach vorheriger Terminvereinbarung geöffnet wird, gehört sie zu den weniger bekannten Ausflugszielen und kann meist in Ruhe besichtigt werden. Es werden auch Führungen angeboten. Tickets erhält man entweder telefonisch oder per Mail oder in der wenige Meter vom Eingang entfernten Via Campi Elisi 1. Und auch im Museo Archeologico di Campi Flegrei in Baia hilft man gerne weiter.
Lage: Piscina Mirabile, Via Piscina Mirabile 27, 80070 Bacoli