Villa Poppaea in Oplontis

Römische Provinz: Italia

Das muss man gesehen haben!

Die prächtig und opulent ausgestattete Villa Poppaea in Oplontis, eine der luxuriösesten Villen aus der Römerzeit, soll einst Poppaea Sabina, der zweiten Ehefrau von Kaiser Nero gehört haben. Die Bausubstanz und die farbenprächtigen Fresken der Villa sind heute noch in einem außergewöhnlich guten Zustand.

Das antike Oplontis, nur 5 Kilometer westlich von Pompeii im heutigen Torre Annunziata gelegen, war in der Antike ein blühender Küstenort mit Vorstadtvillen, Thermalbädern, Landgütern und Ferienresidenzen wohlhabender Römer, darunter unter anderem die Villa Poppaea und die Villa von Lucius Crassus Tertius, die auf einer ursprünglich 14 Meter hohen Klippe mit Panoramablick auf das Meer lagen und durch einen langen Kryptoportikus miteinander verbunden waren.

Die Villa Poppaea (auch als „Villa A“ bezeichnet) war eine villa otium, ein luxuriöses Feriendomizil, und eine der spektakulärsten und extravagantesten Vorstadtvillen am Golf von Neapel. Sie besaß sogar einen Privathafen und war mit unzähligen und außergewöhnlich gut erhaltenen Fresken im 2. bis 4. Stil dekoriert – laut UNESCO „die am besten erhaltenen Wandmalereien aus der Römerzeit“. Neben architektonischen Illusionen und mythologischen Szenen zeigen sie detailgetreue Stillleben, filigrane Obstkörbe, Pflanzen, Vögel, Theatermasken und sogar einen farbenprächtigen Pfau.

Mehrere hier aufgefundene Objekte deuten darauf hin, dass das Anwesen einst Poppaea Sabina, der zweiten Ehefrau von Kaiser Nero, gehörte. Man fand z.B. eine Amphore mit der Aufschrift Secundo Poppaeae, die auf einen freigelassenen Sklaven der Poppaea hinweist, einen mit L. Arriani (A)mphionis gestempelten Krug aus der Ziegelei ihrer Familie und eine Statue, die die Kaisergattin selbst darstellen soll.

Beim Erdbeben von 62 n. Chr. wurde die Villa schwer beschädigt, war danach zum Teil unbewohnt und wurde zum Zeitpunkt des Ausbruchs wohl gerade restauriert, denn in einigen Räumen fehlten Teile der Dekoration und man fand bei den Ausgrabungen noch Werkzeuge und Baumaterial.

Der ursprüngliche Eingang befand sich im Süden des Anwesens und führte in das im 2. Stil dekorierte toskanische Atrium mit einem großen Impluvium. Dies war der älteste Teil der Villa und wurde in der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. erbaut. Neben dem Atrium lagen ein Wohn- und Schlafzimmer, ein Triklinium und ein großer Saal mit eleganten Fresken im Trompe-l’œil-Stil und Fenstern mit Blick auf das Meer und einen heute unter der modernen Bebauung gelegenen südlichen Garten.

Vom Atrium gelangte man im Norden über eine Halle und einen kleinen Garten in das Tablinum, das sich zu einem repräsentativen Garten öffnete. Dieser war mit Statuen geschmückt und mit üppiger Vegetation aus Olivenbäumen, Buchsbaumhecken, Zitronenbäumen, Platanen, Zypressen, Rosen, Efeu und Oleander bepflanzt und ist heute in seinem ursprünglichen Zustand wiederhergestellt.

Nordwestlich des Atriums lag die mit einem großen gemauerten Herd ausgestattete Küche, hinter der in der Kaiserzeit (frühes 1. Jahrhundert n. Chr.) ein Badekomplex (balneum) angefügt wurde. Die rund um ein Brunnenperistyl gelegenen Baderäume (frigidarium, tepidarium und caldarium) wurden später in Wohnräume umgewandelt.

Östlich des Atriums befand sich ein Raum mit einem Götterschrein (lararium) und dahinter ein von einem Säulengang umgebener Innenhof (peristylium) mit niedriger Brüstungsmauer (pluteus), einem Brunnen und einer schattenspendenden Kastanie, und um den sich Gesinde-, Wirtschaftsräume und eine große Latrine gruppierten. Ein Laubengang im Süden des Peristyls führte in einen mit Säulen umgebenen privaten Garten (viridarium) mit Blick aufs Meer, der zur Erholung und Spaziergängen (ambulatio) einlud.

Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde die Villa im Osten durch einen Gästebereich erweitert, in den man über einen langen, zweistöckigen Gang nördlich des Viridariums gelangte. Hier lagen entlang des 17 x 61 Meter großen Schwimmbeckens (natatio), das mit Statuen umsäumt war, mehrere Wohn-, Esszimmer und Gästeappartements (hospitalia), die durch mit Pflanzenmotiven bemalte und nach oben offene „Gartenzimmer“ getrennt wurden.

Die Villa Poppaea, die unter einer etwa 6 Meter dicken Ascheschicht begraben war, wurde bereits im 16. Jahrhundert entdeckt und um 1839 teilweise freigelegt. Erst ab 1964 begann man mit den offiziellen Ausgrabungen, bei denen bisher gut die Hälfte des Anwesens freigelegt wurde und die seit 1980 der Öffentlichkeit zugänglich sind. Da die im Süden und Westen gelegenen Teile der Villa fast komplett überbaut wurden, sind diese leider unwiederbringlich zerstört und die genaue Größe der Villa nicht mehr ermittelbar. Die heute freigelegte Fläche ist aber mit über 10.000 Quadratmetern riesig: allein die bebaute Fläche von rund 3000 Quadratmetern zählt über 90 Räume, von denen bisher etwa 40 rekonstruiert werden konnten.

Bei den Ausgrabungen wurde schon von Anfang an Wert darauf gelegt, die Fresken vor der Witterung zu schützen. Zudem untersucht und archiviert das amerikanische Oplontis Project aus Dallas/Texas die Ausgrabungen der Villa Poppaea seit 2006 und die der Villa B seit 2012 und versucht dabei die Räume anhand von Freskenfragmenten digital zu rekonstruieren und mit Hilfe von 3D-Simulationen zu visualisieren.

Die nur 250 Meter entfernt liegende Villa von Lucius Crassus Tertius („Villa B“), die 1974 beim Bau einer Schule entdeckt wurde, war dagegen eine überwiegend gewerblich genutzte villa rustica. Sie bestand aus einem Lagerhaus (horreum), in dem Wein, Olivenöl und andere landwirtschaftliche Produkte gelagert und verarbeitet wurden, und über dem in der oberen Etage Wohnräume lagen. Sie stammt aus dem Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. und ist damit deutlich älter als die Villa Poppaea. Bei den Ausgrabungen wurden neben Hunderten von Amphoren die Skelette von 54 Menschen gefunden, die eine große Menge an Münzen und Schmuck („Gold von Oplontis“) bei sich trugen. Anhand eines gefundenen Siegelrings konnte auch der Besitzer der Villa, Lucius Crassus Tertius, ermittelt werden.

Obwohl die Villa Poppaea seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Archäologische Stätten von Pompeii, Herculaneum und Torre Annunziata” gehört, ist sie im Gegensatz zu den Ausgrabungen von Pompeii nur wenig besucht und noch nicht überlaufen, so dass man kann sich hier in Ruhe umschauen kann.

Der Eingang zur Villa Poppaea, die täglich außer dienstags geöffnet ist, befindet sich im Nordwesten des Geländes an der Via Sepolcri. Der Eintrittspreis reduziert sich z.B. mit der campania artecard oder einem Kombiticket (zusammen mit Pompeji und Herculaneum). Die Villa B ist derzeit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Lage: Scavi archeologici di Oplonti, Via Sepolcri, 80058 Torre Annunziata

Links: pompeiisites.org/en/oplontis; www.oplontisproject.org