Straßennetz und Stadtbefestigung von Pompeji

Römische Provinz: Italia

Das noch gut erhaltene Straßennetz und die Reste der Stadtmauern und -tore geben auch heute noch einen guten Überblick über die Entwicklung und Planung der Stadt von ihrer Gründung im 6. Jahrhundert v. Chr. bis zur Zerstörung durch den Vesuvausbruch.

Die Stadtbefestigungen von Pompeii wurden aufgrund der politischen Umstände im Laufe der Geschichte mehrfach verändert oder auch komplett erneuert. Die erste Stadtmauer aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. (während der Herrschaft der Etrusker) umfasste den Siedlungskern rund um das Forum, wurde dann aber bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. und in mehreren weiteren Bauphasen um weitere Siedlungsgebiete erweitert.

Als die Stadt im 2. Jahrhundert v. Chr. (in der spätsamnitischen Zeit) ihre größte Ausdehnung erreichte, wurde die komplette Mauer aus Tuffstein erneuert und im Inneren mit Erdwällen verstärkt. Trotzdem konnte Pompeji der Belagerung durch Sulla im Jahr 89 v. Chr. nicht standhalten. Die etwa 6 bis 7 Meter hohe Mauer blieb zwar erhalten, hatte aber nun eher die Funktion einer Zollmauer. Auf einer Gesamtlänge von rund 3,2 waren nun 8 Torbauten und 13 Türme eingerichtet. Beim Erdbeben von 62 n. Chr. wurde die Mauer teilweise beschädigt und war zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs noch nicht wieder vollständig ausgebessert.

Am Straßennetz kann man noch gut die Entwicklung der Stadt aus einem Siedlungskern rund um das Forum erkennen: hier verlaufen die Straßen noch unregelmäßig und folgen nicht wie bei den späteren Siedlungsphasen einem rechteckigen Planungsraster. Die heutige Via Marina, die später durch die fast 900 Meter lange Via dell’Abbondanza (Straße der Fülle) Richtung Osten verlängert wurde, bildete die von West nach Ost verlaufende Hauptstraße (Decumanus Maximus) und war von vielen Speiselokalen und Läden gesäumt. Der Cardo Maximus verlief über die heutige Via di Mercurio, die in Nord-Südrichtung das Forum durchquert.

Durch die Erweiterung der Stadt wurden mit der Via di Nola im Norden ein weiterer Decumanus und im Osten mit der Via Stabiana und der Via di Nocera weitere Cardi angelegt, die die Verbindung zu den jeweiligen Stadttoren schufen. Die heutige Einteilung der Stadt in 9 Regionen orientiert sich weitestgehend am antiken Straßennetz.

Die großen Straßen, die bis zu 7 Meter breit waren, waren mit großen Basaltsteinen gepflastert und besaßen in regelmäßigen Abständen hohe Trittsteine, auf denen man trockenen Fußes die Straße überqueren konnte. Entlang der Häuser gab es auch oft erhöhte Gehwege für die Fußgänger. Obwohl es deutlich sichtbare Radspuren gibt, wurden die Waren untertags größtenteils von Lastenträgern oder auf Lasttieren transportiert, da in Pompeii Karren wohl nur nachts erlaubt waren.

Die Stadt wurde etwa ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. über ein über ein 26 Kilometer langes Aquädukt aus dem nordöstlich gelegenen Ort Serino versorgt, das im Norden am Vesuv-Tor in ein Wasserkastell mündete. Von dort wurde das Wasser über Bleirohre in der gesamten Stadt verteilt. An den meisten Straßenkreuzungen lagen öffentliche Brunnen. Einige Privathäuser und auch die Thermen waren jedoch direkt an das Wassernetz angeschlossen.

Lage: Decumanus Maximus, Via dell’Abbondanza, Parco Archeologico di Pompei, 80045 Pompei

Link: pompeiisites.org/en/archaeological-site/herculaneum-gate-and-walls