Das Haus des Telephos-Reliefs gehörte einem der wichtigsten Männer der Stadt, der sich hier ein riesiges Anwesen mit Panoramablick auf den Hafen und eigenem Zugang zu den angrenzenden Vorstadtthermen errichtet hatte.
Mit einer Fläche von mindestens 1800 Quadratmetern ist das Haus des Telephos-Reliefs das zweitgrößte Anwesen von Herculaneum und bildete ursprünglich mit dem benachbarten Haus der Edelsteine einen Komplex, der fast die gesamte Insula umfasste. Es wurde in der Regierungszeit von Kaiser Augustus zwischen 27 v. Chr. und 14 n. Chr. erbaut und gehörte vermutlich dem Prokonsul Marcus Nonius Balbus, der der Stadt auch die angrenzenden Vorstadtthermen (thermae suburbanae) gestiftet hatte.
Das 3stöckige Haus am Cardo V besaß einen unregelmäßigen Grundriss und war auf mehreren Ebenen angelegt. An der Nordseite lagen Gewerberäume, ein kleiner Garten und der Stallbereich, der einen eigenen Eingang besaß, breit genug für Karren und Lasttiere. Vom südlich davon gelegenen Haupteingang betrat man den Wohnbereich, der sich um ein Atrium mit zentralem Wasserbecken (impluvium) gruppierte. Die Wände waren mit roten und gelben Fresken dekoriert und auf beiden Seiten trugen rot gestrichene Säulen das Dach. Dazwischen hingen Marmorscheiben (oscilla), die mit dionysischen Motiven geschmückt waren und im Wild hin- und herschwangen, um böse Geister abzuhalten.
Das Telephos-Relief, das dem Haus seinen heutigen Namen gab, wurde in einem Wohnraum des Hauses gefunden. Eine Kopie des aus dem 1. Jahrhundert nach Chr. stammenden und nach einem griechischen Original gefertigten Marmorreliefs schmückt heute die Wand des Atriums. Es stellt auf der linken Seite den trojanischen Helden Achilles vor dem Orakel von Delphi dar und auf der anderen Seite seine Begegnung mit Telephos, der als Sohn des Herkules (des legendären Gründers von Herculaneum) für die Stadt eine besondere Bedeutung hatte.
Der gegenüber dem Eingang gelegene Empfangsraum (tablinum) war mit einem schwarz-weißem Mosaikboden und gelb-roten Wandputz dekoriert. Ein Fenster gab den Blick auf den dahinter auf einer tiefergelegenen Ebene liegenden großen Peristylgarten frei. Dieser war auf allen vier Seiten von einer Säulenhalle umgeben und besaß im Zentrum ein rechteckiges Becken (piscina). Zur Meeresseite hin lagen drei reich verzierte Räume und über einen Durchgang an der Südecke des Peristyls gelangte man direkt in die Vorstadtthermen und zu einem ursprünglich vierstöckigen weiteren Gebäudeteil. Von diesem turmartigen Bau mit seiner noch gut erhalten Fassade und Räumen, die mit mehrfarbigen Marmorböden und -wänden reich ausgestattet waren, hatte man sicher einen spektakulären Blick zum Meer.
Lage: Casa del Rilievo di Telefo, Insula Orientalis I.2-3, Parco Archeologico di Ercolano, Corso Resina 187, 80056 Ercolano