Direkt hinter dem Zugangstor in der nördlichen Begrenzungsmauer erstreckt sich in Ost-West-Richtung eine künstlich angelegte Empfangsterrasse mit großen Wasserbecken und Säulengang (portikus), den man in der Antike gerne zum Lustwandeln nach dem Essen nutzte.
Die originale „Stoà Poikìle“ (griech.: „bemalte Säulenhalle“), die als Vorlage für diesen Portikus diente, war eine im 5. Jahrhundert v. Chr. erbaute monumentale Säulenhalle an der antiken Agora von Athen. Die hier angebrachten und von den bekannten griechischen Künstlern Micon und Polygnotos gestalteten Wandgemälde zeigten Darstellungen aus der griechischen Geschichte und Mythologie.
Kaiser Hadrian ließ sich von diesem berühmten Gebäude inspirieren und zwischen 125 und 133 n. Chr. in seiner Villa originalgetreu nachbilden. Man betrat den Großen Portikus (griech.: poikile), der hinter einer 9 Meter hohe Mauer lag, durch einen monumentalen Eingang mit doppelter Säulenreihe. Dahinter öffnete sich eine an allen 4 Seiten von Säulenumgängen umgebene Fläche von 232 x 97 Metern, in deren Mitte sich ein 106 x 26 m großer (Fisch-)Teich befand. An den Schmalseiten des Teiches lagen kleine Rundpavillons.
Der Poikile war sowohl als Empfangsterrasse für Gäste gedacht, aber auch als Wandelgang, in dem man nach dem Essen einen von den römischen Ärzten empfohlenen Spaziergang (ambulatio) machen konnte und dabei sowohl vor Sonne und Regen als auch von neugierigen Blicken geschützt war.
Auf der West- und Südseite befanden sich in den Stützmauern der Terrasse die „Hundert Kammern“, ein etwa 15 Meter hoher Unterbau, in dem auf 4 Etagen kleine fensterlose Zimmer mit Quartieren für ca. 1500 Personen (Wachen, Dienstboten oder Sklaven) lagen. Zudem waren hier auch Lagerräume und Latrinen untergebracht.
Heute ist vom Poikile nur noch die imposante nördliche Außenmauer und der riesige Teich zu erkennen. Die Säulen des Portikus sind allerdings mit Sträuchern markiert, so dass man sich die Monumentalität der Anlage noch gut vorstellen kann. Von den „Hundert Kammern“ sind an der Südseite der Terrasse noch gut die Öffnungen der Treppenaufgänge zu erkennen.
Lage: Pecile, Villa Adriana, 00010 Tivoli