Die Mosaike in der Kaiservilla in Bruckneudorf sind mit etwa 500 qm Fläche der bislang größte gefundene römische Mosaikkomplex Österreichs. Die Originale sind heute im Burgenländischen Landesmuseum in Eisenstadt zu sehen, vor Ort wurde die Struktur der Mosaike anhand verschiedenfarbiger Pflasterungen nachgestellt.
Das römische Landgut in Bruckneudorf war nicht weit von Carnuntum entfernt und gehörte sicherlich zum Versorgungsnetzwerk des Legionslagers. Auf dem von einer Mauer umgebenen Hofareal (fundus) mit ca. 12,5 ha Fläche wurde bereits in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Landwirtschaft betrieben.
Die Villa durchlief im Laufe ihres ca. 350 Jahre langen Bestehens mehrere Bauphasen. Ein erstes kleineres Holzgebäude wurde bereits in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtet. Dieses wurde dann in der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. durch einen Fachwerkbau mit Steinfundament ersetzt, bei dem die Räume um einen Innenhof gruppiert waren. An der hier festgelegten Gebäudeausrichtung orientierten sich größtenteils auch die späteren Bauphasen.
Um das Ende des 2. Jahrhunderts wurde das Haupthaus komplett in Stein ausgebaut. An der Südostseite entstanden die beiden 2stöckigen Eckrisaliten, die durch einen Säulengang (portikus) verbunden waren. Die Räume waren teilweise mit Fußboden- und Wandheizungen ausgestattet und mit Mosaiken verschönert.
Etwa Mitte des 4. Jahrhunderts wurde die Villa in eine prachtvolle Palastanlage mit 34 Räumen umgewandelt. Der Innenhof wurde zugunsten von neuen Räumen aufgegeben, die Eckrisaliten mit Apsiden erweitert, im Nordosten wurde ein großer Saal mit halbrunder Apsis (aula) angefügt und insgesamt 11 Räume der Nordostseite erhielten prächtige Mosaike. Die Wände waren ebenfalls mit prachtvollen Fresken bemalt, allerdings sind hiervon nur noch wenige Reste erhalten.
Sicher wurden nicht alle Räume als Wohnräume genutzt, sondern einige wohl auch als Amtsstuben, während die große Aula als Audienzsaal diente. Ob die Villa als Ersatz für den bei einem Erdbeben zerstörten Statthalterpalast von Carnuntum gedient hatte oder um 375 n. Chr. die Familie des Kaisers Valentinian I. beherbergte, ist unter Wissenschaftlern bisher noch umstritten.
Im 5. Jahrhundert wurde die Villa abermals geringfügig umgebaut, bevor sie dann bei einem Brand zumindest teilweise zerstört wurde.
Reste von römischen Gräbern und Grabsteine wurden hier bereits im 19. Jahrhundert gefunden, erste wissenschaftliche Ausgrabungen des Hauptgebäudes fanden 1931 und nochmals zwischen 1949 und 1955 statt. Hierbei kamen neben dem Hauptgebäude und der Umfassungsmauer auch einige Nebengebäude zum Vorschein, wie z.B. ein Getreidespeicher, ein Wirtschaftshof mit Schmiede und Stallungen, das Badegebäude, Gesindewohnhäuser und Torbauten. Von den prachtvollen Mosaiken wurde nur ein kleiner Teil ausgehoben, die restlichen wurden wieder zugeschüttet.
Erst zwischen 1975 und 1977 wurden auch die verbliebenen Mosaike ausgegraben und größtenteils ins Burgenländischen Landesmuseum in Eisenstadt gebracht, wo man sie heute besichtigen kann. Von den ursprünglichen 500 qm Mosaikfläche konnten dabei ca. 320 qm restauriert werden. Um noch einen optischen Eindruck der ursprünglichen Mosaike zu erhalten, wurde zumindest ihre Struktur mit verschiedenfarbigen Pflasterungen angedeutet.
Die Gelände der Kaiservilla Bruckneudorf ist jederzeit frei zugänglich. Ein informativer Rundgang mit Schautafeln führt den Besucher durch die einzelnen Räume. Vom aus dem Aushub der Ausgrabungen aufgeschütteten Hügel erhält man einen guten Überblick über die Gesamtanlage.
Lage: Römische Palastanlage, Güterweg Bruckneudorf-Straßheide, Gemeinde Bruckneudorf (Ausfahrt 40/Parndorf der Ostautobahn A 4, dann auf die Bundesstraße 10 Richtung Parndorf und den Schildern folgend nach ca. 250 m links abbiegen)