Das Zierbecken aus dem Peristylgarten des Atriumhauses drohte der neu geplanten Drautal-Bundesstraße zum Opfer zu fallen. Damit es für die Nachwelt erhalten bleibt, wurde es kurzerhand abgebaut und bildet nun das Herzstück des Museumsbaus von Aguntum.
Die Prachtvilla, die direkt neben dem Haupttor in die Stadt liegt, gehörte wohl einer der wohlhabendsten und einflussreichsten Familien der Stadt. Sie wurde in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts erbaut und bis zum 4. Jahrhundert in mehreren Bauphasen umgebaut und erweitert.
Ungewöhnlich ist der Baustil als Atriumhaus, der eigentlich nur in den mediterranen Regionen gebräuchlich war und für ein Wohnhaus im alpinen Raum eher ungeeignet ist. Daher mussten auch schon bald einige der Räume nachträglich mit einer Fußbodenheizung ausgestattet werden.
Der riesige Gebäudekomplex erstreckt sich über eine Fläche von ca. 6000 qm und besitzt rund 80 Räume. Das Atriumhaus bildete dabei das zentrale Hauptgebäude, um das sich die Neben- und Wirtschaftstrakte gruppieren. Vom Decumanus Maximus aus gelangte der Besucher über eine Vorhalle in das Atrium, in dessen Mitte ein flaches Wasserbecken (impluvium) lag. Von hier aus erreichte man die verschiedenen Repräsentations-, Wohn- und Schlafräume des herrschaftlichen Bereichs und auch den östlich des Hauptgebäudes gelegenen privaten Badetrakt und die Latrine.
Hinter dem Atriumhaus lag das Gartenperistyl, das mit einer umlaufender Pfeilerhalle (porticus) umgeben und mit einem marmorverkleideten Zierbecken mit Brunnen ausgestattet war. Von hier aus gelangte man in den Wirtschaftstrakt, der den Wohntrakt an 3 Seiten umschloss, und den südlich davon gelegenen Speisesaal (triclinium), der vor allem im Sommer genutzt wurde. Der Wirtschaftstrakt besaß zwei eigene Durchgänge in der Stadtmauer, durch den wahrscheinlich Händler und Lieferanten ihre Waren direkt abliefern konnten.
Im Jahr 1994 wurde bei Notgrabungen, die wegen eines geplanten Baus der Bundesstraße durchgeführten wurden, das Zierbecken des Peristyls entdeckt. Weitere Ausgrabungen legten dann zwischen 1996 und 2005 auch das Atriumhaus fast vollständig frei.
Ursprünglich wollte man sowohl für das Atrium als auch für das Peristyl an Ort und Stelle einen Schutzbau errichten, was aber wegen des Platzmangels unter der Straßenbrücke und aufgrund der Gefährdung durch Überschwemmungen nicht so einfach war wie gedacht. Die Lösung war die komplette Versetzung des Marmorbeckens aus dem Peristylhof an eine höhergelegene sichere Stelle, die gleichzeitig Standort für das neue Museumsgebäude werden sollte.
Der zentrale Atriumbereich des Hauses konnte vor Ort gesichert werden und wurde dafür 1999 mit einem Schutzbau überbaut, der 2006 erneuert wurde. So erhält man heute einen guten Eindruck von der einstigen Raumwirkung des Atriums.
Lage: Stribach 97, 9991 Dölsach, Österreich (im Archäologischen Park von Aguntum an und unter der Straßenbrücke)