Im Casa del Obispo sind die Spuren einer fast 3000 Jahre alten Besiedelung zu entdecken. Sie reichen von phönizischen Wohngebäuden über Grabanlagen bis hin zu einem römischen Asklepieion und einem Bischofspalast aus dem 16 Jahrhundert.
Die Gegend um das Casa del Obispo ist der älteste Teil von Cadiz, das bereits um 1100 v. Chr. besiedelt wurde. Die ältesten hier bisher gefundenen architektonischen Überreste gehören zu einem Gebäude aus dem 8. bis 7. Jahrhundert v. Chr., das von den Phöniziern errichtet wurde.
Im 6. Jahrhundert n. Chr. wurde das Gelände als Nekropole genutzt und ein phönizisches Grabdenkmal errichtet, das heute zu den wichtigsten Grabanlagen der iberischen Halbinsel zählt. Die in den Felsen geschlagenen Nebengebäude aus dem 6. bis 3. Jahrhundert v. Chr. dienten unter anderem als Räume für Heilträume (incubatio).
Auch während der karthagischen Zeit, ab dem 3. Jahrhundert v. Chr., blieb der Ort ein heiliger Bezirk, der mit monumentalen Sakralgebäuden erweitert wurde, von denen ein Tempel vielleicht dem punischen Gott Baal-Hammon geweiht war.
Aus der Zeit der römischen Republik stammen mehrere Zisternen aus dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. und außerdem einige noch gut erhaltene Räume eines neu errichteten Gebäudes aus der Kaiserzeit (1. Jahrhundert n. Chr.) mit rotgrundiger Wandbemalung. Außerdem sind noch die Fundamente von öffentlichen Gebäuden und von römischen Tempeln für Apollo, Aesculap und Hygieia und ein Ritualbrunnen des Asklepieion-Tempelbezirks aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. erhalten. Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurden Teile der Gebäude zerstört, vielleicht bei einem Erdbeben.
In der muslimischen Zeit lag in unmittelbarer Nähe eine Moschee, neben der nun auf den römischen Resten im 11. bis 13. Jahrhundert n. Chr. neue Gebäude aus Stampflehm erbaut wurden, in denen vielleicht der Muezzin lebte. Nach dem Ende der Maurenzeit, im 16. Jahrhundert, wurde hier stattdessen die Residenz des Bischofs von Cadiz errichtet, wiederum in der Nähe einer christlichen Kirche. Über viele Jahrhunderte und Epochen hinweg ist dieser Teil von Cadiz also immer ein heiliger Bezirk geblieben.
In der Ausgrabungsstätte liegen die Reste aus den unterschiedlichen Besiedlungs- und Nutzungszeiträumen oft direkt über- und nebeneinander. Das Grabungsgelände erstreckt sich dabei über eine Fläche von 1500 Quadratmetern. Beim Rundgang über Stege und Glasböden kommt man an allen Bebauungsphasen vorbei und bekommt die einzelnen Phasen der Besiedelung auf informativen Tafeln anschaulich skizziert und erklärt.
Aufgrund von eingedrungenem Wasser und dem dadurch akut drohenden Einsturz von Mauern im phönizischen Grabdenkmal wurde das Ausgrabungsgelände trotz Sicherung durch Stützpfähle und Betongürtel in die Rote Liste gefährdeter Denkmäler aufgenommen und ist seit 2014 für die Öffentlichkeit geschlossen. Ob und wann wieder geöffnet werden kann, ist daher momentan noch ungewiss.
Lage: Yacimiento Arqueológico de la Casa del Obispo, Plaza Fray Félix 5, 11004 Cádiz