Schon der griechische Geschichtsschreiber Herodot kannte eine „polis pyrene“ (Stadt Pyrene) in der Nähe des Donau-Ursprungs. Diese älteste erwähnte Stadt nördlich der Alpen war ein wichtiges Handels- und Wirtschaftszentrum, das Handelsbeziehungen bis in den Mittelmeerraum unterhielt.
Auf dem Plateau am Oberlauf der Donau siedelten bereits in der Jungsteinzeit Menschen, doch erst etwa Ende des 7. Jahrhundert v. Chr., in der späten Hallstadtzeit, errichteten Keltenfürsten auf dem Felssporn oberhalb der Donau eine befestigte Höhensiedlung mit rund 3 ha Fläche. Diese wurde zunächst mit einer Holz-Erde-Mauer befestigt und im 6. Jahrhundert v. Chr. durch eine etwa 750 m lange Lehmziegelmauer mit hölzernem Wehrgang, Toren an der Ost- und Westseite und ca. 17 Bastionstürmen an der Nord- und Westseite ersetzt.
Ungewöhnlich war die Bautechnik der Außenmauer, die vermuten lässt, dass die Architekten aus dem Mittelmeerraum stammten. Der Innenraum der Burg war planmäßig angelegt und besaß eine stadtähnliche Bebauung. Vor der Kernburg lag eine 1,5 ha große Vorburg mit Palisadenwall und Graben und einem 10 m breiten und 16 m langen Torhaus aus Stein, davor befand sich die bis zu 100 ha große Außensiedlung. Insgesamt bot die gesamte Anlage Platz für bis zu 5.000 Menschen.
Durch die Lage sowohl an der Kreuzung von Handelswegen als auch an der Donau gelangte die Stadt in dieser Zeit zu großer Blüte. Es entstand ein florierendes Handels- und Wirtschaftszentrum, in dessen Handwerkerviertel in Metallbetrieben und Webereien Waffen, Alltagsgegenstände, Gefäße, Schmuck und Textilien hergestellt und bis in den Mittelmeerraum exportiert wurden.
Um 530 v. Chr. wurde Pyrene durch eine Brandkatastrophe zerstört, die Kernburg aber kurz darauf wieder aufgebaut. Nun entstanden allerdings innerhalb der Burg einzelne Hofareale mit Wohn-, Wirtschafts- und Speicherbauten, aber auch Repräsentativbauten („Herrenhäuser“). Gleichzeitig wurde die Außensiedlung aufgegeben und 4 Grabhügel darauf errichtet. Um 450 v. Chr. wurde Pyrene erneut durch Brand zerstört und danach als Stadt endgültig aufgegeben. Als die Römer in Germanien auftauchten, lebten wohl nur noch wenige Menschen auf dem Plateau.
Erste archäologische Grabungen sowohl auf dem Plateau als auch in der direkten Umgebung fanden zwischen 1950 und 1979 und statt. Das Freilichtmuseum mit den rekonstruierten Bauten wurde zwischen 1998 und 2001 errichtet. Seit 2004 werden wieder umfangreiche Grabungen im Außenbereich durchgeführt. Hierbei wurde 2010 etwa 2,5 km südöstlich der Heuneburg im Donautal das „Fürstinnengrab vom Bettelbühl“ entdeckt, in dem 583 v. Chr. eine wahrscheinlich aus dem keltischen Adel stammende 30- bis 40-jährige Frau mit reichhaltigen Grabbeigaben und edlem Schmuck bestattet wurde.
Heute betritt man das Areal des Freilichtmuseums über das Torhaus, von dem das Fundament der Toranlage rekonstruiert wurde. Die Stahlsilhouette des Torhauses, der vorgelagerte Spitzgraben und die darüber liegende Holzbrücke vervollständigen den Eindruck. Der Rundweg führt weiter am Herrenhaus vorbei zur ca. 80 m langen Teilrekonstruktion der Lehmziegelmauer mit hölzernem Wehrgang und dem „Donau-Tor“. Hier liegen Speicher- und Wohnhäuser und Handwerkerhäuser. Im Herrenhaus wird eine Ausstellung zur Geschichte der Heuneburg und zum Fürstinnengrab vom Bettelbühl präsentiert.
Das Freilichtmuseum ist von Ostern bis Ende Oktober täglich außer montags geöffnet. Es gibt in Kombination mit dem Eintrittsticket des Heuneburgmuseums eine Eintrittsermäßigung und gegen Aufpreis finden diverse Themenführungen, Handwerker- und Aktionstage und im September das Keltenfest Heuneburg statt.
Lage: Freilichtmuseum Heuneburg, Heuneburg 1-2, 88518 Herbertingen-Hundersingen (zwischen Hundersingen und Binzwangen)
Link: www.heuneburg-pyrene.de