Arch. Landschaftspark Nettersheim (Vicus Marcomagus)

Römische Provinz: Germania Inferior

Entlang einer Römerstraße, die vom Matronenheiligtum Görresberg hinunter in das Tal der Urft und über den Flussübergang zu einer Straßenstation der Beneficiarier führte, zog sich auf eine Länge von etwa 500 Metern das römische Straßendorf Vicus Marcomagus.

Der Vicus Marcomagus entstand etwa Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. an der wenige Jahrzehnte zuvor angelegten Agrippastraße, die Trier mit Köln verband. Die Straße war hier 8-12 Meter breit und führte zu einem Flussübergang über die Urft, an dessen gegenüberliegenden Flussseite zur Kontrolle der Römerstraße eine Beneficiarierstation lag.

Nur wenige Jahre später, um 69/70 n. Chr., wurde die erste Siedlung während der Bataveraufstandes zumindest teilweise zerstört, aber schon bald danach wieder aufgebaut. Nun siedelten sich vor allem Handwerker und Händler an, die ihre Dienste in den entlang der Straße liegenden Streifenhäusern anboten. Diese standen eng nebeneinander mit der Front zur Straße hin ausgerichtet und bestanden aus Steinfundamenten, auf die die Wände in Fachwerktechnik gesetzt waren. Die Dächer waren mit Ziegeln oder Schiefer gedeckt.

Die Siedlung bestand bis etwa 275 n. Chr. und wurde vermutlich während eines Frankenüberfalls durch Feuer zerstört. Sie wurde anschließend aufgegeben und nur noch einige der Ruinen in spätrömischer Zeit für die Eisenerzverhüttung genutzt.

Nachdem Anfang des 4. Jahrhundert wieder halbwegs Ruhe eingekehrt war, wurde auf der anderen Seite des Flusses ein 60 × 40 m großes Kleinkastell (burgus) erbaut, um die ebenfalls erneuerte oder zumindest ausgebesserte Brücke über den Fluss zu sichern und die Straße zu kontrollieren. Dieser Teil der Siedlung bestand bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. weiter.

Bei der systematischen Untersuchung des Areals zwischen 2009 und 2013 konnte in der Siedlung unter anderem eine Schmiede nachgewiesen werden. Bei einigen Häusern wurden dabei die Grundrisse auf den Fundamenten als niedrige Mauern teilweise rekonstruiert. Auch das Kastell auf der anderen Flussseite ist heute teilrekonstruiert.

Der Archäologische Landschaftspark Nettersheim wurde 2014 eröffnet und präsentiert neben den Resten der Streifenhäuser, der Straße und des Kleinkastells auch das Matronenheiligtum auf dem Görresberg. Der 4,5 km lange Rundweg mit 8 Stationen beginnt am Naturzentrum Eifel, wo es auch eine Ausstellung mit römischen Grabungsfunden gibt.

Der Archäologische Landschaftspark Nettersheim ist jederzeit frei zugänglich. Es finden auch Führungen und Exkursionen durch den Park statt.

Lage: Archäologischer Landschaftspark Nettersheim, Urftstr. 2-4, D-53947 Nettersheim (Parkplatz am Naturzentrum Eifel; von hier aus führt der ausgeschildete Fußweg in ca. 1,5 km zum Vicus und zum Matronenheiligtum)

Link: www.archaeologischer-landschaftspark.de