Römervilla am Silberberg in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Römische Provinz: Germania Inferior

Das muss man gesehen haben!

Wenn Steine reden könnten, hätten sie hier in der Römervilla am Silberberg sicher viel zu erzählen: von der Zeit als villa rustica über die Funktion als Herberge und einer späteren Metallschmelze bis hin zur frühchristlichen Nutzung als Friedhof war während der über 700jährigen Nutzungsgeschichte fast alles dabei.

Auf dem Ausgrabungsgelände der Römervilla liegen die verschiedenen Nutzungsphasen, die sich von der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. bis zum 7.-8. Jahrhundert erstrecken, direkt neben- und zum Teil auch übereinander und können hier wunderbar parallel betrachtet werden. Für die lange Nutzungszeit des Geländes spielt sicher die Lage etwa 15 km westlich der Mündung der Ahr in den Rhein und an der Handelsstraße durchs Ahrtal an den Rhein eine große Rolle.

Der ursprüngliche römische Gutshof, auch Haus I genannt, entstand in der Zeit um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. und ist nur noch in wenigen Resten vorhanden. Das noch deutlich kleinere Herrenhaus besaß aber bereits Hypokaustenheizungen und es gab ein kleines Badehaus.

Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. erfolgten umfangreiche Umbauten, große Teile des Vorgängerbaus wurden dabei abgerissen und komplett neu gebaut. Es entstand Haus II, eine große Portikusvilla mit einer Größe von 72 x 20 Metern, die über einen kurzen Gang mit einem neuen, in Reihenbauweise errichteten Badegebäude verbunden war. Zwischen Haupthaus und Bad lag ein Wasserkanal zur Wasserversorgung von Bad und Landgut.

Das Herrenhaus wurde im Laufe der Zeit stetig erweitert oder umgebaut und wurde bis um 270 n. Chr. genutzt, bevor das Landgut von seinen Besitzern wohl aufgegeben wurde – vermutlich wegen der immer unsicher gewordenen Lage durch Germaneneinfälle von der anderen Rheinseite.

Bereits kurze Zeit später, ab Ende des 3. Jahrhunderts, wurde das teils verfallene Hauptgebäude aber wieder repariert und zu einem Hospiz bzw. einer Herberge (mansio) umgebaut. Große Räume wurden dabei in mehrere kleine aufgeteilt, die Küche wurde deutlich erweitert, erhielt einen großen Herd und einen Backofen und es kam eine caupona mit Gastraum und Ausschank hinzu. An das Badehaus wurde eine größere Latrine angebaut, die bis zu 8 Besuchern Platz bot. Das Rasthaus bestand bis etwa Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr., wurde aber wohl durch einen Hangabrutsch verschüttet.

Auf den teils mit Schutt bedeckten Resten der Herbergsruine siedelte sich dann in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts eine Metallschmelze an, in dem in mehreren Schmelzöfen das Silber und Eisen der Gegend eingeschmolzen und verarbeitet wurde. Wohl um 400 n. Chr. wurde auch diese Nutzung aufgegeben, vermutlich aufgrund der zunehmenden Germanenüberfälle, aber auch durch weitere Hangabrutsche.

Danach geriet das Haus völlig in Vergessenheit. Erst im 7. bis 8. Jahrhundert n. Chr. wurde über den Ruinen des Badegebäudes ein frühmittelalterlicher christlicher Friedhof mit 32 Reihengräbern angelegt, in denen die Toten zumeist in Steinkisten und ohne Grabbeigaben beigesetzt wurden.

Die Villa wurde 1980 beim Ausbau der Bundesstraße 267 entdeckt, die daraufhin umgeplant werden musste. Zwischen 1980 und 1990 fanden dann umfangreiche Ausgrabungen statt, die seit 1993 unter einem Museumsbau geschützt der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Bei der Ausgrabung der Gebäude kamen eine große Reihe ungewöhnlich gut erhaltener farbiger Wandmalereien mit figürlichen Darstellungen und sogar ein Lehrer-Schüler-Graffito in Versform zum Vorschein. Die Fußböden bestanden aus zu Mustern und Ornamenten gelegten Steinplatten und die Räume wurden mit Hypokausten beheizt. Auch die bis zu einer Höhe von 1,5 Metern erhalten gebliebenen Mauern des Gebäudes und die ungewöhnlich großen Fenster des Hauptwohnraums, die verglast und mit Fensterläden versehen waren, sind noch gut zu erkennen. Die Decke eines kleinen quadratischen Raumes mit Tonnengewölbe und bemaltem Putz konnte in voller Höhe rekonstruiert werden.

Die verhältnismäßig wenigen wertvollen Funde deuten darauf hin, dass die Villa bewusst aufgegeben wurde und nicht durch einen Überfall oder einen Brand zerstört wurde. Dennoch konnten einige schöne Stücke, wie z.B. Armreife, Haarnadeln, gallische Gewandfibeln, ein Durchbruchornament und Theatermasken gefunden werden. Auch Terra Sigillata und Reste von Fensterglas waren bei den Funden, die heute in den Vitrinen im Nordhof ausgestellt sind.

Der Besucher kann auf Stegen die über 1000 qm Ausstellungsfläche erkunden und die wichtigsten Informationen auf angebrachten Tafeln nachlesen. Hierbei sollte man sich unbedingt vor dem Rundgang als Erstes das Modell der Anlage und einen 20minütigen Einführungsfilm Obergeschoss ansehen, um einen ersten Eindruck über die Villa zu erhalten.

Öffentliche Führungen finden gegen geringen Aufpreis an einigen Tagen in der Woche (mittwochs, samstags, sonntags) zu festen Zeiten statt. Es gibt wechselnde Sonderausstellungen und man kann auch Kostümführungen durch die „Hausherrin“ buchen.

Das Museum ist zwischen Anfang April bis Mitte November täglich außer montags gegen Eintrittsgebühr geöffnet.

Lage: Museum Römervilla, Am Silberberg 1, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler

Link: www.bad-neuenahr-ahrweiler.de/roemervilla-ahrweiler