In der Nähe der Kreuzung zweier wichtiger römischer Handelsstraßen wurde bereits um Christi Geburt eine Siedlung gegründet, die sich zu einem wichtigen Handelszentrum und einer Etappenstadt mit über 2000 Einwohnern entwickelte.
Die fruchtbare Talaue an der Blies war bereits in der Bronzezeit besiedelt. Unter der Herrschaft des Kaisers Augustus, also um Christi Geburt, wurde dann auf einer Fläche von 25-30 ha Fläche eine komplett neue Stadt (vicus) mit schachbrettartigem Grundriss gegründet, die etwa 2000-2500 Menschen Platz bot.
Da die Stadt direkt an der Handelsstraße von Trier (Augusta Treverorum) nach Straßburg (Argentoratum) und 2 km südlich der Straße von Metz (Divodurum) nach Worms (Borbetomagus) lag, diente sie wohl auch als Zwischenstation, in der es Herbergen für Reisende gab, Werkstätten, in denen Töpfer, Weber, Tuchwalker, Färber, Schreiner oder Schmiede Waren für den Handel herstellten, aber auch Handelskontore und Fuhrbetriebe, die für den Verkauf und Transport der Waren sorgten.
Die Stadt hatte knapp 300 Jahre Bestand, bevor sie 275/276 n. Chr. von den Alamannen zerstört wurde und erst wieder im 4. Jahrhundert neu besiedelt wurde. Ihre ursprüngliche Bedeutung erhielt sie allerdings nie wieder, auch der römische Name ging verloren und ist bisher noch nicht bekannt.
Entdeckt wurde die antike Stadt bereits Ende des 18. Jahrhunderts, die systematischen Ausgrabungen des Geländes begannen aber erst in den 1960er Jahren. Seitdem wurde die Stadt in Teilen wiederaufgebaut und man kann z.B. einige der Streifenhäuser, eine Taberna, ein rekonstruiertes Wohnhaus, das „Säulenkellerhaus“ und einen gallo-römischen Umgangstempel besichtigen.
Am Eingang des Museums fällt die nach Vorbildern rekonstruierte, 7 m hohe Jupitergigantensäule auf, auf der am Sockel die Götter Juno, Minerva, Merkur und Herkules und darüber die 7 Gottheiten der Wochentage dargestellt sind. Oben auf der Spitze der Säule schleudert Jupiter, auf einem Pferd über einen besiegten Giganten reitend, sein Blitzbündel in die Luft.
Das 1725 errichtete barocke „Edelhaus“, vor dem 2 überlebensgroße römische Reiterstandbilder stehen, ist heute ein Museum, in dem im 2. Stock die römischen Funde aus Kunst, Handwerk und Haushalt ausgestellt sind.
Im Barockgarten steht ein Umgangstempel, der Merkur, dem Gott der Händler und Reisenden, geweiht ist. Er ist ein Nachbau eines Tempels aus dem gallo-römischen Tempelbezirk Bierbach auf dem etwa 3 km nordwestlich gelegenen Rödersberg. Der kleine Rechteckstempel im nordöstlichen Teil des Gartens wurde auf den originalen Fundamenten errichtet und wurde, durch Münzfunde belegt, mindestens in der Zeit von 9 n. Chr. bis 386 n. Chr. genutzt.
Vom Garten aus betritt man das Grabungsgelände der antiken Stadt und folgt der antiken Straße. Hier fallen vor allem die mit Portiken überdachten Gehsteige auf, die von Traufrinnen, Wasser- und Abwasserkanälen gesäumt sind.
Auf der linken Seite einer Straßenkreuzung liegen mehrere rekonstruierte zweigeschossige Streifenhäuser. In einem davon war im vorderen Bereich eine Bäckerei untergebracht, ein anderes Gebäude diente wohl als Herberge (mansio). Die Häuser besaßen im mittleren Bereich in der Regel Wohnräume mit Kellern, im hinteren Bereich lagen Werkstätten, die Latrine und Gärten.
Auf der gegenüberliegenden Seite lag die Taberna des Wirtes Capitolinus, in der es einen Schank- und einen Gastraum gab. Daran schließt das rund um einen Innenhof erbaute Haus des Augenarztes Sextus Aiacius Launus an, in dem es ein Empfangszimmer (triclinum), mehrere Wohnräume, ein Handelskontor und einen Backofen gab. Bei der Ausgrabung der Fußbodenheizung fand man hier sogar das Skelett eines Hundes, der sich wohl irgendwann hierher verirrt hatte und dort erstickt ist – es liegt auch heute noch da, wo es gefunden wurde.
Das danebenliegende repräsentative Säulenkellerhaus besaß einen von 5 massiven Säulen gestützten imposanten Keller, in dessen oberem Bereich ein großer Raum lag, der entweder als Verkaufs- oder Ausstellungsraum oder auch als administratives Gebäude genutzt wurde.
Das Museumsgelände ist von März bis Oktober täglich geöffnet und kostet Eintritt. Sonntags werden Führungen angeboten. Im Edelhaus finden auch Sonderausstellungen statt und es gibt diverse Projekte und Workshops für Kinder und Erwachsene.
Lage: Römermuseum Schwarzenacker, Homburger Str. 38, 66424 Homburg